Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2021 22 Sep

Outdoor Artists (1)

von: Martina Weber Filed under: Blog | TB | 2 Comments

Wann habe ich zuletzt im öffentlichen Raum über Kunst gestaunt, bin stehengeblieben? Doch was verschwunden ist, lebt subkutan weiter und taucht wieder auf. Es war vor ein paar Tagen, als ich mit einer Einkaufstasche im Fahrradkorb loszog, und dann auf einem großen Platz vor einem ehemaligen Straßenbahndepot, in dem inzwischen Konzerte stattfinden, erst sehr coole Elektroklänge hörte und dann die herumstehenden Menschen sah. Hinter dem rotweißen Absperrband war eine Fläche ausgelegt, etwa 3 mal 3 Meter groß. Hier bewegte sich eine Gruppe junger Tänzerinnen und Tänzer. Sie trugen Sporttrikots, jeder etwas anderes. Sie tanzten, auf nackten Füßen, mal einzeln, mal in wechselnden Konstellationen, immer in eigenem Stil (zwischen ruppig-roboterhaft und fließend, geradezu fröhlich): ein Wechselspiel von Eigensinn, Rückzug, Distanzierung und Heraustreten, Annäherung, Interaktion, klassische Elemente. Immer wieder Spiegelungen in der Bewegung, alles improvisiert. Manchmal verließ jemand die Fläche und blieb am Rand, einmal tanzte nur noch eine Person. Es war nicht nur die Schönheit: Der politische Aspekt dieser Performance hat uns, die Umstehenden, in Bann gezogen und gehalten. Zuhause habe ich mir überlegt, welche Musik dem, was ich gehört habe, am nächsten kommt, und ich legte das Album SHADOWS DOCUMENTS von Schneider Kacirek auf. Ja, das kam hin. Seither ist das Album, das ich länger nicht mehr gehört habe, schon einige Male auf dem Plattenteller gelaufen. Und ich habe angefangen, zu der Musik in der Art, wie ich es gesehen habe, zu tanzen, wenn auch auf einer kleineren Fläche. Dank der Spiegelneuronen trainiert unser Körper beim bloßen Zuschauen Bewegungsabläufe ein.

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2 Comments

  1. Uli Koch:

    Als ich Shadow Documents das erste mal gehört habe, habe ich auch spontan angefangen zu tanzen: wunderbare Musik …

    Die Szene vor dem ehemaligen Straßenbahndepot hört sich aber auch fast surreal an.

  2. Martina Weber:

    Schön!

    http://www.tanztagrheinmain.de – es war vor dem Bockenheimer Depot, kennst du ja.


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