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2021 8 Jan

„Too Much Heaven“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 7 Comments

Heute stellte Alex Petridis in „The Guardian“ Barry Gibbs‘ neuem Album in einer Vier-Sterne-Besprechung ein feines Zeugnis aus, über das man sicher hier geteilter Meinung sein wird. Ich fand ihre Songs  mal kitschig, mal ergreifend, mal  beides zusammen, und, ab und zu auch grossartig. Echte Melodienfinder, old school.

Saying they’re among the greatest songwriters of their era is factually accurate but still feels weirdly transgressive, as if you’re defying perceived wisdom. You never see Odessa or Main Course or the Saturday Night Fever soundtrack in lists of the 100 best albums ever, which is where they belong.

Ob die bei mir so hoch landen würden, wohl nicht, „Odessa“ ist für manchen ein barockes Pop-Meisterstück, und den Soundtrack von „Saturday Night Fever“ genoss ich in jungen Jahren (was ich davon aufschnappte) eher heimlich, ich mochte diesen geschniegelten Travolta nicht, und auch bei  Olivia fing ich kein Feuer. Und dann war ich nicht mal Disco-Fan. Aber „Saturday Night Fever“ ist ein ziemlich tolles  Album.

Das in strahlendes Abendsonnenlicht getauchte Cover von „Greenfields – The Gibb Brothers Songbook Vol. 1“ wird ein übriges tun, manchen abzuschrecken, aber hier, in einem Umfeld von Nashville  und Country, und in Duetten mit Jason Isbell, dem Rawlings-Paar, Dolly Parton, u.a., kann ich mich wiederum etlichen Songs nicht entziehen. Manches ist reduzierter, und platziert vertraute Originale in ein anderes, gar nicht so sonniges Licht.

So finde ich etwa das Duo des letzten Gibb-Bruders mit Allison Krauss, „Too Much Heaven“,  restlos unwiderstehlich, und würde es am liebsten platzieren in einer meiner nächsten zwei Zeitreisen, tief in der Nacht, zwischen zwei Songs aus Nick Caves „Idiot Prayer“. Aber geht das, ohne dann, zumindest im Nachhinein, irritierte Hörer zu besänftigen, die meinen könnten, ich würde  wohl kurzfristig im völlig falschen Film unterwegs gewesen sein? Dann doch lieber Coltrane und Davis 1961 in Stockholm, im Sandwich von Caves Solopiano-Songalbum? Oder nicht? Oder doch? Ein Fall von coincidentia oppositorum?

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7 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Questions of sequencing:

    Hier das Duo Gibb / Krauss

    https://www.youtube.com/watch?v=WeyRuFAP–M

    Also, geht das, TOO MUCH HEAVEN, umgeben von von zwei Nick Cave SoloPianoSongs umgeben, aus IDIOT PRAYER, oder wirkt das zu erzwungen / künstlich?

    Hier der Gegenpol:

    https://www.youtube.com/watch?v=6lWJjvc07oU

    https://www.youtube.com/watch?v=1r55tjbmBQM

  2. Olaf Westfeld:

    Toller Song.
    Nö, find ich nicht zu erzwungen oder künstlich, wobei ich Coltrane und Davis in der Mitte auch fein fände – stärkerer Kontrast.

  3. Jan Reetze:

    Generell gilt ja, dass von Nick Cave gecovert zu werden so ziemlich das beste ist, was einem Song widerfahren kann. Aber das hier, „Too Much Heaven“, das wird auch funktionieren. Und wenn’s den einen oder anderen ein wenig irritiert: Gut so. Mitten in der Nacht werden das einige brauchen.

  4. Michael Engelbrecht:

    Danke, Olaf & Jan.

    Die Lösung ist gefallen. Weder Coltrane & Davis (verschiebe ich auf April) noch das Gibb Krauss Duo, aber letzteres nur aus einem Grund. Ich bekomme die Promo nicht. Na dann, und obwohl ich viel zu oft Geld ausgebe für cds, um sie im Radio zu spielen, diesmal nicht. Ich nehme im Zentrum statt Too Much Heaven einen anderen wunderbaren grossen heartbreaker Song, vielleicht In My Life von Rubber Soul.

    Der sollte aber nicht direkt von zwei Caves aus Idiot Prayer umrahmt werden, das wäre zu dicht, und würde jedem der drei Songs in der Mitte (einer viel längeren Klangreise) etwas nehmen – stattdessen werden zwei ausgewählte instrumentals den Song „in the middle of it all“ abpuffern, vielleicht aus Plateaux of Mirror …

  5. Michael Engelbrecht:

    Die Stunde am 20. Februar zwischen 4.05 und 5.00 Uhr könnte dann gut SO aussehen – ich selber melde mich nur zweimal zu Wort, nach Pablo, und vor Perry. Ausnahmsweise sind die Klanghorizonte eine Stunde kürzer, unD beginnen erst um 2.05 Uht, zwei Stunden Neuerscheinungen, zweimal Zeitreisen.

    Augustus Pablo
    Augustus Pablo

    John Lee Hooker and his only Impulse record
    Billie Holiday, from Lady in Satin
    Nick Cave
    Harold Budd
    The Beatles, perhaps In my life, from Rubber Soul
    Harold Budd
    Nick Cave, from Idiot Prayer
    M. Ward sings Billie Holiday
    John Lee Hooker and his only Impulse record*

    Lee Perry
    Lee Perry

    * „The sound of the Hooker album is solitary, pitch black, endless road. The backing band consists of three decorated jazz sidemen from New York: guitarist Barry Galbraith, bassist Milt Hinton, and drummer Panama Francis. The producer is Bob Thiele, head of the foundational jazz label Impulse! Records. The idea is to keep the tracklist down to just eight songs and let each one inhabit a mood, unencumbered by commercial demands for a single.“ (from a fantastically written review in the Pitchfork Sunday Reviews)

  6. Michael Engelbrecht:

    Das steht jetzt alles,
    nur das Zentrum ist jederzeit veränderbar.

    Statt

    Plateaux of Mirror
    In My Life
    Plateaux of Mirror

    Könnte es genauso gut diese Variante werden:

    Oregon, from Winter Light
    Marianne Faithfull: new spoken word album with a poem from Lord Byron
    Oregon, from Winter alight

    Leider erscheint das Faithfull Album mit Cave, Eno et al erst im Frühjahr.

    Oder jemand schenkt mir die CD von Barry Gibb😅

    Dann könnte es wiederum so aussehen:

    Chick Corea: From Children Songs (ECM)
    Gibb / Krauss : Too Much Heaven
    Chick Corea: From Children Songs (ECM)

  7. Michael Engelbrecht:

    Eine ganz andere Musik, gespenstisch, ist mir gestern begegnet. In einem ergreifenden Film, dem jede Art romantischer Noatalgie abgeht, auch wenn es darin viel Himmel zu sehen gibt.

    Man kann THIS TRAIN I RIDE bis zum 19. Januar auf arte sehen!!! Nach Ingos Empfehlung einer arktischen Eypedition ist dies auch ein Werk, das Räume öffnet (und reflektiert).

    Warren Ellishat zu diesem documentary film die gespenstische Musik geliefert.

    Stiess erst auf den Soundtrack, bei thequietus, dann auf den Trailer, dann auf den Film. Selbst bei Deepl. klingt die Übersetzung nicht elegant, aber wen es interessiert, der kann genug herauslesen. Ergreifend!

    „Ellis‘ Musik suggeriert, dass es sich bei den Frauen, die auf die „eisernen Pferde“ steigen, um eine Art verlorene Geister handelt, und als solche verleiht er dem Film einen nomadischen Touch, der es der Erzählung erlaubt, sich zu verflechten, wobei der Stoff sicherstellt, dass beide auf dieser Reise der suchenden Seelen wesentlich sind,Die Einsamkeit wohnt der Musik inne, aber sie wird von einem Ziel überholt, und Ellis‘ Erzählung betrachtet dies als einen Triumph, während er das Konzept mit dieser schönen, ätherischen Jam illustriert. So stark wie sein Thema.“


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