Heute stellte Alex Petridis in „The Guardian“ Barry Gibbs‘ neuem Album in einer Vier-Sterne-Besprechung ein feines Zeugnis aus, über das man sicher hier geteilter Meinung sein wird. Ich fand ihre Songs mal kitschig, mal ergreifend, mal beides zusammen, und, ab und zu auch grossartig. Echte Melodienfinder, old school.
„Saying they’re among the greatest songwriters of their era is factually accurate but still feels weirdly transgressive, as if you’re defying perceived wisdom. You never see Odessa or Main Course or the Saturday Night Fever soundtrack in lists of the 100 best albums ever, which is where they belong.“
Ob die bei mir so hoch landen würden, wohl nicht, „Odessa“ ist für manchen ein barockes Pop-Meisterstück, und den Soundtrack von „Saturday Night Fever“ genoss ich in jungen Jahren (was ich davon aufschnappte) eher heimlich, ich mochte diesen geschniegelten Travolta nicht, und auch bei Olivia fing ich kein Feuer. Und dann war ich nicht mal Disco-Fan. Aber „Saturday Night Fever“ ist ein ziemlich tolles Album.
Das in strahlendes Abendsonnenlicht getauchte Cover von „Greenfields – The Gibb Brothers Songbook Vol. 1“ wird ein übriges tun, manchen abzuschrecken, aber hier, in einem Umfeld von Nashville und Country, und in Duetten mit Jason Isbell, dem Rawlings-Paar, Dolly Parton, u.a., kann ich mich wiederum etlichen Songs nicht entziehen. Manches ist reduzierter, und platziert vertraute Originale in ein anderes, gar nicht so sonniges Licht.
So finde ich etwa das Duo des letzten Gibb-Bruders mit Allison Krauss, „Too Much Heaven“, restlos unwiderstehlich, und würde es am liebsten platzieren in einer meiner nächsten zwei Zeitreisen, tief in der Nacht, zwischen zwei Songs aus Nick Caves „Idiot Prayer“. Aber geht das, ohne dann, zumindest im Nachhinein, irritierte Hörer zu besänftigen, die meinen könnten, ich würde wohl kurzfristig im völlig falschen Film unterwegs gewesen sein? Dann doch lieber Coltrane und Davis 1961 in Stockholm, im Sandwich von Caves Solopiano-Songalbum? Oder nicht? Oder doch? Ein Fall von coincidentia oppositorum?