Manafonistas

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2020 19 Sep

Das Wehende der Zeit in flüchtigen Tönen

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 4 Comments

 

Die Überschrift enthält ein Wortspiel, das eine andere Art, die Worte zu kombinieren, suggeriert. Wenn ich daran denke, wie aufregend der Tag war, als mir der Postbote „Music for Films“ überreichte, 1976, 77, 78 oder 79 – wer will schon Erinnerungen ständig googelnd datieren – nun, das wird im November nicht annähernd vergleichbar sein, wenn „Film Music 1976 – 2020“ ins Haus steht. Ich werde einige Kompositionen ganz gut kennen, andere nicht oder nur wenig, und endlich findet sich Enos wunderbare Lesart von „You don‘t miss your water“ in einer sorgsam kompilierten, und rein instrumentaler, Umgebung wieder. Aber bei allen kleinen Entdeckungen bleibt das Album ein Querschnitt durch vergangene Jahrzehnte, der manche vielleicht anmimieren wird, „Die Mafiosibraut“ oder „The Lovely Bones“ noch einmal anzuschauen. Als ich damals mitbekam, dass Eno ein, zwei Stücke für David Lynchs Sci-Fi-Epos „Der Wüstenplanet“ komponiert hatte, wartete ich ungeduldig, um im Kino grandios enttäuscht zu werden. Entgegen all meiner Erwartung fand ich den Film unsagbar langweilig, und auch Brian konnte da nichts rausreissen. Kam mir da nicht auch sein Sphärengeraune etwas zu sakral vor?! Das Abenteuer seiner ersten Filmmusik wird der Nostalgie eines Rückblicks weichen, und trotzdem werde ich die eine und andere blaue Stunde anzetteln, in einem Raum voller Abendlicht. In einer komplett aus den Fugen geratenen Welt des Jahres 2020.

 

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4 Comments

  1. Olaf Westfeld:

    Und Dune kann man in diesem Jahr auch noch einmal im Kino schauen. Steht zu hoffen, dass Dennis Villeneuve das besser hinbekommt als David Lynch. Es gibt diesen tollen Dokumentarfilm, über die Pläne die Jodorowsky mit der Verfilmung hatte – unter Mitwirkung von Dali und Moebius/Jean Giraud.

  2. Michael Engelbrecht:

    Tatsächlich, Villeneuve. Interessant. Wer da wohl den Soundtrack liefert?

    Ich überlege gerade, statt ADVENTURES IN DUB, was doch dann als Themenstunde massiv einzugrenzen wäre (ich habe heute audio files von Nat Birchall bekommen, er erzählt von The Bakery, und warum Upright Living in Mono erschienen ist), vielleicht doch in der Radionacht im Dezember „Die Filmmusik von Brian Eno“ zu wählen. Was für ein Bandwurmsatz.

    Auch interessant: ich mag das farbige, für Eno action-reiche, Cover des „neuen“ Albums. 44 Jahre sind da eingefangen, und natürlich auch ganz verschiedene Soundwelten. Vor und nach dem DX-7. Etc. Während das erste Album, jetzt kommt der nächste Bandwurmsatz, MUSIC FOR FILMS, ein klar definiertes Spektrum an Elektronik ins Spiel bringt, state of the art from the mid-seventies, vergleichbar mit ANOTHER GREEN WORLD – und natürlich, das Cover des frühen Albums für imaginäre Filme (es gab damals tatsächlich nicht eine Auftragsarbeit!!) im Gegensatz zur Retrospektive 2020, die Fülle versammelt, eine leeres monochromes Pappgrau: aber was verbarg sich alles dahinter!

  3. Olaf Westfeld:

    Wohlmöglich macht Hans Zimmer den Soundtrack. Im Trailer ist nen Pink Floyd Stück zu hören… ich mag auch diese seltsame Collage auf den Cover, auch wenn ich da nichts identifizieren kann – ist aber wohlmöglich nicht schlimm. Und: warum ist es bei Upright Living denn Mono geworden?

  4. Michael Engelbrecht:

    Da darf ich ja den JazzFacts vom 1. Oktober nicht vorgreifen :)


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