Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2020 16 Apr

Das Schwarz von Keiji Haino

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

 

 

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Fans von Metal oft sehr liebenswerte gemütliche Menschen sind. Aber Metal ist nicht gemütlich. Es mag seine Rituale und Formeln haben, aber alle Zeiten wieder bricht etwas Neues durch. Das Schwarz von Keiji Haino zum Beispiel. Oder das, was geschah, als Scott Walker auf Sunn O))) traf. Oder damals, die eine Platte von Black Sabbath, zu der John Darnielle ein ganzes Buch schrieb. Nun rückt uns das Unheimliche in anderer Form auf den vergänglichen Leib, und überraschend schnell entwickeln sich ways of life rund um Covid 19 herum. Natürlich auch ways of dying. Es kann jeden von uns erwischen, auch die Jüngeren. Tröstlich ist wenig.

Einige von uns erinnern sich, es gab hier mal parallele Leseabenteuer. Jetzt könnte es wieder passieren. Wenn sich zwei Leser auf ein Buch einigen, entsteht sofort eine Parallelwelt. Die gleichen Bilder und Worte setzen ganz andere Vorstellungen in Gang. Jetzt hat Matthes & Seitz ein Buch von Eugene Thacker veröffentlicht, das schon ein paar Jahre auf dem Rücken hat, aber nun gewiss eine neue kleine Leserschar antreffen wird. „Im Staub des Planeten. Horror der Philosophie“. Die Fratze des Aussterbens der Menschheit erscheint am Horizont. Genug irrsinnige Präsidenten gibt es schon. Wie lässt sich vor diesen realen Katastrophen, die ganze Selbst- und Weltverständnisse bröckeln lassen, die eigene Wahrnehmung neu sortieren?

Eugene Thacker lässt sich treiben durch diverse Horrorwelten, sein Verstand bleibt messerscharf, sein Plädoyer für eine neue Mystik tollkühn. Literatur, Filme, Comics und Musik rücken in den Fokus, welche  die Verstehbarkeit an Grenzen treiben. Im Klappentext heisst das so: „Für ihn ist Philosophie keine akademische Logikübung, stattdessen integriert er Okkultismus, Dämonologie und Mystik, und zeigt nebenbei, dass Horror viel mehr ist als prickelndes Gruseln und Kunstblut.“ Aber das, sehr verehrte Damen und Herren, ist Ihnen ja wohl mittlerweile auch klar! Sind Sie bereit? Es könnte alles beginnen, in dem Sie erst einmal die beiden letzten Platten von Sunn O))) auflegen. Wieso kann diese Musik, die so urzeitlich, schroff und erratisch daherkommt, so erhebend und erhaben wirken?!

 

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