Ist noch nicht lange her, da fragte mich radiohoerer, ob er eine alte Sendung von mir noch einmal präsentieren könne. Ich sagte, gerne, aber ich hatte kaum eine Erinnerung an jene zwei Stunden der Osterausgabe der „Klanghorizonte“ von 2005, die sich um „Soundtracks & das Kino im Kopf“ drehte. Er bat mich auch um eine kleine Einleitung, und mir fiel sofort ein Text aus den Tiefen des Blogs ein, der von meinen Erfahrungen mit Brian Enos Album „Music For Films“ erzählte. Erst danach habe ich die Sendung gehört, eine unverhoffte Begegnung mit einem jüngeren Ich. Und schmunzeln musste ich über den Auftaktsong: habe ich Jahrzehnte lang zu wenige Schlager aus Italien und Spanien gespielt, nachts im Radio? Das Lied ist ja umwerfend gut. Schnitt. Tage später liegt eine CD im Postkasten, die eine Interpretation eines alten Songs enthält, den Romy Schneider mit Michel Piccoli in Claude Sautets „Die Dinge des Lebens“ vorträgt. Das gute alte Wort „herzerweichend“ ist für das Chanson von Philippe Sarde erfunden worden. Es hätte auch gut in die Doppelstunde gepasst. Das Original, und die Interpretation. Auf dem Cover des Albums, das demnächst erscheinen wird, sieht man ein Auto, das wohl, statt auf einem Schrottgelände, an einem Waldrand, seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Manfred Eicher hat „Rivages“ von Jean-Louis Matinier und Kevin Seddiki 2018 in Lugano produziert. Es lohnt sich, darauf zu warten. Es lohnt sich auch, den alten französischen Spielfilm wiederzusehen. „Ce soir nous sommes septembre / Et j’ai fermé ma chambre …“ Das Leben endet immer mit einem Schachmatt, schrieb Jean Paul Sartre einmal, und dies hätte dem Film als Motto vorangestellt werden können. Sätze mit „immer“ und „nie“ sind mit Vorsicht zu geniessen. Aber trotzdem, nach der Musik, nach dem Film, und nach der ausgegrabenen Radiosendung, habe ich richtig Lust bekommen, wieder mit Sarah Bakewell im „Café der Existenzialisten“ abzuhängen. Natürlich mit dem bittersüssen Aprikosen-Cocktail. Ihr Buch ist im Beck-Verlag in einer vorzüglichen deutschen Übersetzung erschienen, schon vor längerer Zeit.