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2019 28 Dez

Gregor öffnet seinen Platten- und Bücherschrank (204)

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | 2 Comments

Ein letztes Treffen einer Familie in einem Sommer für Sommer von allen Familienmitgliedern besuchten Ferienhaus ist das Thema des großen Romans Abschied von Chautauqua (2005) (siehe auch der Beitrag vom 28.2.2012, manafonistas.de).

2011 veröffentlicht der Rowohlt-Verlag Emily, allein. Eine alte Frau, von allen verlassen, muss einen Neuanfang wagen (siehe auch manafonistas.de vom 28.2.2012). Damals schrieb ich: Und natürlich ist auch Emily, allein ein echter Stewart O´Nan. Der 1961 in Pittsburgh / Pennsylvania geborene Schriftsteller ist nicht nur ein Meistererzähler, ein Meister auch darin, Menschen, die gemeinhin niemand sonderlich beachtet, ein Denkmal zu setzen. Dieser zutiefst menschliche Autor, der vor seinem Leben als Autor Flugzeugingenieur gewesen war, wendet sich immer wieder – im Grunde auch schon in seinem Erstlingswerk Engel im Schnee von 1993 – Menschen zu, die sich durch nichts besonders auszeichnen, die aber um ihr Leben und das ihrer Mitmenschen kämpfen. Jetzt ist es also Emily. Stewart O´Nan-leser werden sich erinnern …

2019 hat Stewart O´Nan nun die Trilogie beendet, Henry persönlich ist erschienen, aus dem amerikanischen Englisch von Thomas Gunkel. Und auch in diesem Roman passiert nicht viel. Henry, viele Jahre mit Emily glücklich verheiratet, lebt nun im Ruhestand. Geschildert wird sein Alltag. Am liebsten arbeitet Henry in seiner Werkstatt oder repariert irgendwas am Ferienhaus in Chautauqua:

 

„An trägen Sommernachmittagen, wenn sich die Hitze und der Geruch von heißer Teerpappe im Dachgebälk sammelten, blickte Henry von seinem jeweiligen Tagesprojekt auf, um die Richtigkeit des Lebens zu genießen und vor sich hin zu nicken, als wäre es ein Geheimnis. Irgendwie war es das auch.“

 

 

 

 

Zum Vatertag bekommt Henry ein kleines Grundig-Radio geschenkt. „Neben Mittelwelle und UKW empfing es auch Kurzwellensignale und ausländische Sender und erinnerte ihn an das alte Philco seiner Eltern, das kryptische Stimmen aus dem Äther hervorgezaubert hatte. Der Empfang war gut, und es gab einen Knopf, mit dem man die Sender fest einstellen konnte. Er nahm sein neues Spiezeug, wie Emily es nannte, überall mit hin …. und im Keller schuf er dafür auf seiner Werkbank Platz.“

Einmal schildert O´Nan, wie Henry die Trauerfeier für seinen Hausarzt besucht:

 

„… Im Stillen fand er die große Menschenmenge einschüchternd und stellte sich seine eigene Trauerfeier vor. Die seiner Mutter war gut besucht gewesen, teils, weil sie jung gestorben war. Bei seinem Vater waren weniger Leute gekommen. Ehrlich gesagt, war ihm diese Variante lieber. … Innerlich schreckte er zurück, wohl wissend, dass er gezwungen sein würde, etwas zu sagen. Er war ein guter Mensch. Er wird uns fehlen. Beides wahr, aber unzureichend. Wie fasste man ein Leben in einer einzigen Zeile zusammen? … Wozu diente eine Beerdigung, wenn nicht dazu, über die eigne Sterblichkeit nachzudenken und darüber, wie man die Zeit, die einem noch blieb, am ehesten verbrachte? … Wer würde sich zur festgesetzten Stunde an ihn erinnern? Kenny? Arlene? Was würden sie sagen – dass er eine gute, großzügige Seele gewesen sei? Ein guter Vater? …“

 

O’Nan hat für uns die Zeit noch einmal zurückgedreht und Henry, dem Ehemann, ein eigenes Buch gewidmet. Und so begleitet der Leser noch einmal das Paar, Emily und Henry, die Kinder, die Enkel … und all das aus der Sicht von Henry, persönlich.

This entry was posted on Samstag, 28. Dezember 2019 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

2 Comments

  1. Angelika Messner:

    Ist der Blog von Herrn Mundt hier zu Ende?

  2. Michael Engelbrecht:

    Es scheint so.

    Haben Sie Fragen, hier meine Mailadresse:

    micha.engelbrecht@gmx.de


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