Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2018 1 Sep

Aus den 1970er Jahren (2)

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | 2 Comments

 

AL FRESCO

 

Sieh hinter deinen Rollen

wie leicht der Schnee in Nebel fällt.

Oh das Nichtendenwollen

der Wiese und der Welt.

 

Die Hecken, die Kanäle,

gibt alles seine Grenze hin;

das stimmt bis in die Seele

und malt sich fort als Sinn.

 

Laß-laß dem Tag die Schwebe

und rühr nicht an den Trauerrand.

Ich bin ja auch nur kurz im Land

und weiß nicht, wie lange ich lebe.

 

Mit vielen Himmelsmitteln

hat Unschuld sich ein Bild erblufft.

Nur noch ein paar Wünsche rütteln

wie Falken in der Luft.

 

Dahinten und daneben:

halb Land-, wer weiß, halb Küstenstrich −

Langsam die Welt will wandeln sich

und dann soll Ruhe geben.

 

(Peter Rühmkorf)

 

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2 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Aus seinem Lyrikband HALTBAR BIS ENDE 1999, erschienen 1979.

    Memories are made of this (2015, I think):

    Das Wetter bewegt sich konstant um 20 Grad herum, der Leuchtturm ist nicht so entlegen, wie ich es am liebsten habe, ich kenne ihn seit meinem achten Lebensjahr.

    Die Insel ist mir so vertraut, überall Dejavues mit jüngeren Ausgaben meines Ichs, und all jenen, die lange fort sind, fast aus dem Sinn. Hier ist die Buchhandlung, in der ich Peter Rühmkorffs Gedichtband „Haltbar bis Ende 1999“ kaufte, dort ist das Cafe, deren Tortengrösse sich wohl seit den ersten Wallungen der Wirtschaftswunderzeit nicht verkleinert hat. Rumtorte, riesig, reine Nostalgie. Die Sandorntorte im Leiss. Pflaumenkuchenorgien.

    „Banana Split“ war in der alten Bundesrepublik mal so exotisch wie ein afrikanischer Klangtraum von Les Baxter in einem lang versunkenen Amerika. Der erste Stau auf der Fahrt in den Norden. Morgen der erste Sprung in die Wellen. Im Auto läuft „Eine Olive des Nichts“.

    Sancho liebt das Autofahren. Er träumt, wie ich herausfand, meistens in Farbe. Ein psychedelischer Hund. Ich würde mich jetzt gerne mit Ray Davies unterhalten. Ich bin träumendes Mitglied der „Village Green Preservation Society“. Es gibt einen kleinen Dschungel auf der Insel, mit Teestube. Die Dämmerung der Kindheit darf nicht verloren gehen.

  2. Michael Engelbrecht:

    SCHULBUCHWISSENREFERENZ

    „Jenseits der hier thematisierten Tendenzen der 70er Jahre und der Nachkriegslyrik im Allgemeinen gab es natürlich immer wieder Dichter/innen, die ihre eigenen Vorstelllungen von Poesie ziemlich unbehelligt von den Trends weiterführten. Das gilt für viele bereits besprochenen Poeten wie Ernst Jandl und Peter Rühmkorf, das gilt aber auch für viele, die noch unerwähnt blieben und nur in kleineren Kreisen bekannt und gefeiert werden, eben weil sie nicht im Trend liegen. Um nur ein paar dieser Perlen zu nennen: Es gibt ganz großartige Gedichte aus der Zeit von Rose Ausländer (1901 – 1988), z.B. in dem Band Die Musik ist zerbrochen (Frankfurt a.M. 1984), oder die hermetische, sich nah an die letzten existenziellen Fragen heranwagende Lyrik von Ernst Meister (1911 – 1979) Ausgewählte Gedichte (Darmstadt 1979), die Gedichte von Christoph Meckel (geb. 1935) und Hilde Domin (1909 – 2006) sowie die z.T. herrlich eigenwilligen Gedichte von Michael Krüger (geb. 1943). Und diese Reihe jenseits der Trendsetter ließe sich noch lange fortsetzen.“


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