Manafonistas

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2018 11 Mai

Gregor öffnet seinen Plattenschrank (163)

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | 1 Comment

Wenn der Tempo mit dem Jukebox-Man kommt … – wenn ich jetzt hier davon erzählen würde, dass ich beinahe Schläge bezogen habe, nur weil ich eine bestimmte Platte in einer Jukebox drücken wollte, man würde mir nicht glauben. Allerdings, die Geschichte habe ich erlebt. Anyway, vielleicht glaubt man ja Michael Scholl, er schrieb folgenden Gastbeitrag:

 
 

Don’t Cry for Me Argentina

Wie man sich durch die Juke-Box selbst gefährden kann

 

Ort: Ardossan, Schottland, in einer Kneipe mit Spätlizenz

Zeit: Frühjahr 1982 an einem Abend nach 23.00 Uhr

 

Niemand wird glauben, dass es gefährlich sein kann, einen Song an einer Juke-Box auszuwählen.

Im Schuljahr 1981/1982 lebte ich in Schottland und unterrichtete Deutsch als Foreign Assistant Teacher an der Ardrossan Academy. Aber eigentlich war ich noch Student und eher am Ausgehen als am Unterrichten interessiert. Mit dem Sohn meiner Vermieterin und dessen Freunden gingen wir oft abends Bier trinken. Unsere Stammkneipe schloss immer um 23.00 Uhr und es gab nur eine Kneipe in der kleinen Ortschaft, die eine Spätlizenz hatte. Man kann sich vorstellen, welche Leute in welchem Zustand dort nach 23.00 Uhr dort verkehrten. Und natürlich auch wir und im selben Zustand.

In diesem Zustand mag man Musik, die ans Herz geht. Also wählte ich an der Juke-Box dieser Kneipe, nachdem wir uns alle ein weiteres Bier bestellt hatten, den Song „Don’t cry for me Argentina“ aus dem Musical „Evita“ von Andrew Lloyd Webber. Ja, betrunken hat man nicht den besten Geschmack

Unmittelbar nachdem der Song angefangen hatte, zog der Barkeeper den Stecker und die Juke-Box war stumm. Natürlich – angesichts des Zustandes, in dem ich mich befand – ging ich sofort zur Bar und beschwerte mich, was ich besser unterlassen hätte. Ich sah mich plötzlich einer Front bedrohlich aussehender, betrunkener Schotten gegenüber, die mir verständlich machten, dass dieser Song nicht gespielt werde und ich mich besser zurückhalten solle, wenn ich mir weiteren Ärger ersparen wolle.

Wie kam das alles, was war an diesem Lied so schlimm? War es für schottische Ohren eine musikalische Zumutung, die sie nicht ertragen konnten, weil kein Dudelsack dabei war? Nein – es war Falkland-Krieg und solche Musik war schlicht non grata.

Letztendlich ist alles gut gegangen und ich konnte die Kneipe unversehrt verlassen. Was habe ich aus der Situation gelernt? Wenn der Barkeeper die Macht über die Juke-Box ausübt, dann sollte man das hinnehmen. Und die Schotten sind den Engländern mehr verbunden als sie zugeben.

 

Michael Scholl

 

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