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2018 23 Apr

„Der Sonnenschirm des Terroristen“

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | Comments off

 

„Es gibt sie noch, die kleinen Verlage, betrieben von wagemutigen Übersetzern und Liebhabern fremder Kulturen. Ihren verdanken wir grandiose Entdeckungen, zum Beispiel den Kriminalroman Der Sonnenschirm des Terroristen von Iori Fujiwara. Erschienen im winzigen Zwei-Personen-Verlag Cass aus Thüringen, der sich auf japanische Literatur spezialisiert hat. Cass, das sind die Verlegerin Katja Cassing, die als Katja Busson viele ihrer eigenen Titel ins Deutsche übersetzt, und ihr Mann Jürgen Stalph, beide Japanologen.

Die Handlung spielt 1993, aber sie greift zurück in eine alte Zeit. Zeit. Die weltweite Studentenbewegung Mitte der 60er-Jahre ließ auch Japan nicht unberührt. Linke Studenten kämpften in großen Massen und sehr militant gegen den Vietnamkrieg und die US-amerikanische Vormacht, für Demokratisierung und gegen Umweltverschmutzung. An keiner Stelle merkt der Leser, dass der Roman mehr als 30 Jahre alt ist. Der Plot ist trickreich getwistet und rasant, eine junge Frau tritt sehr selbstbewusst, auch in erotischen Fragen, auf.

Als Iori Fujiwara 1993 Der Sonnenschirm des Terroristen verfasste, hatte er ein einziges Ziel: der Roman musste Erfolg haben. Fujiwara, ein studierter Romanist, Werber und Herumtreiber, hatte die Yakuza im Nacken. Als süchtiger Mahjongg-Spieler hatte er zehn Millionen Yen Schulden, etwa 70.000 Euro. Seinem erster Kriminalroman musste ihn retten: Nur der Gewinn des höchsten japanischen Krimipreises, dotiert mit zehn Millionen Yen, konnte ihm das Leben oder zumindest die Gesundheit retten.“

 

(Tobias Gohlis)

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