Wir wussten, dass in Deutschland Zauberer unterwegs waren, manche hatten magische Pilze, andere makriobotische Ernährung im Repertoire. Bei der Volksmusik konnten sie nicht fündig werden, die Eltern sprachen von Hottentottenmusik, und die von ihrer Nazizeit Heimgesuchten fanden kleine Fluchten in Bella Italia, in deutschen Schlagern – und Fleischfondues incl. Diashows und James Last. Deutschland wollte ja wieder unschuldig werden und wählte die Regressionen, die schlechter Geschmack und gut gefüllte Geldbeutel eben möglich machen.
Mit vertrauten und fast vergessenen Magiern der „Deutschen Elektronischen Musik“ hat Soul Jazz Records jetzt eine dritte Kompilation rausgebracht, zwei CDs, drei Vinylscheiben. Krautrocker, Sphärenforscher, Trancegroover – die Palette der Jahre 1971 bis 1981 war ein üppiger Strauss der Vielfältigkeiten. Zu entdecken gibt es wohl immer noch so einiges. Vieles wurde durch die Zeit an den Rand gedrängt, dabei hält der Underground jener Jahre immer noch wilde, weissgott nicht nur wohlige, Schauer parat.
Und so driftet man durch allerlei Welten hier, zwischen willkommenen „Dejavus“ und augenreibenden „Was-ist-das-denn-Momenten“. Ich gestehe, mehr als ein breites Honigkuchengrinsen fiel mir nicht ein, als ich, im Laufe dieser zwei Stunden (am Stück im Dunkeln gehört, mit Kiff, Ananas und Kerzenschein) zwei lange Tracks des fantastischen Michael Bundt entdeckte. Ich kannte nicht mal den Namen. Stuart Baker liess im übrigen, als die Archäologen im Londoner Hauptquartier den letzten Staub aus den Regalen gefegt hatten, seine Designabteilung wissen, das sei nun nicht mehr zu steigern, und sie mögen auf das geplante Cover noch einen Untertitel platzieren: „That‘s All, Folks!“
(aus dem Manuskript für die Radionacht Klanghorizonte, dritter Samstag im April, „Kiff“ wird durch „Kakao“ ersetzt).