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Als Jeff Tweedy mit seinem Sohn tourte, war es eine „family affair“, nichts Grosses, allenfalls vermittelten mir die Tweedys einen Hauch von Truthahn und Hinterhöfen der Kindheit. Immerhin, eine Herzenssache, Wilco blieb die aufregendere Welt, und mich wundert nach wie vor, dass in den Köpfen so vieler Daddies mit nicht völlig entschärftem Hippiebewusstsein so selten der gezielte Koboldsprung von den Eagles zu Wilco geglückt ist. Gut, ich gebe zu, es ist ein kleiner Umstieg vom „Hotel California“ ins „Yankee Hotel Foxtrot“. Wilco ist eine fantastische amerikanische Rockband, welche immer schon unvergessliche Stimmungen, experimentelle Kraftfelder, und Melodien der Marke „heartbreaking“ unter einen Stetson brachte.
Wenn Jeff Tweedy nun allein mit Gitarre und Harmonika in einen Loft, mit dezent analoger Aufnahmetechnik, die „coffee table“-Version ausgewählter Lieder aus Jahrzehnten auftischt, nehmen Innerlichkeit und eine Portion Verwundbarkeit die Position der Risikozonen an diverse Grenzen getriebener Sounds ein (kein Glenn Kotche, kein Nels Cline in der Nähe), nur das Mikrofon, die Lieder, und der geneigte Zuhörer. „Together At Last“ erscheint diesen Freitag, und aus reiner Sentimentalität (ich liebe Wilco und den Songschmied) empfehle ich die Vinylversion. Dass von Neil Young in Kürze ein lang in den Archiven schlummerndes nächtliches Solosingen aus dem Jahre 1976 das Licht erblickt, passt richtig gut ins Bild. (m.e.)