Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2017 9 Apr

A glimpse at the covers after so many years

von: Martina Weber Filed under: Blog | TB | Comments off

Unerfüllte Wünsche können etwas Aktivierendes haben. Ich fand es sympathisch, dass es in dem Studentenwohnheim, in dem ich ein Zimmer hatte, eine Heimselbstverwaltung gab, und während zwei Freunde von mir begeistert darüber debattierten, was man alles verändern könnte, wurde ich ins Heimpräsidium gewählt. Schlagartig war das Interesse meiner Freunde an dem Job verschwunden. Es war eine ziemlich gut bezahlte Arbeit und ich bot eine Mietrechtsberatung an. Die Vernetzung erstreckte sich auch auf weitere Wohnheime, so dass ich irgendwann zu einer Versammlung des Gesamtwohnheimrats eingeladen wurde. Wir trafen uns in Ms Wohnheimzimmer, das auf dem Campus lag. Das Zimmer war noch kleiner als meines, aber die Möbel waren aus dunklem Holz und M hatte ein ganzes Regal voll mit Schallplatten und während ich damals erst Terry Riley entdeckte, lief bei M eine Musik, die ich immer gesucht hatte und die mich völlig umgehauen hat. Eine sehr dezente Art von Aktivierung, eine kaum spürbare Dramaturgie. M achtete sehr darauf, dass sich immer eine Scheibe auf dem Plattenteller drehte. Die Diskussionen aber waren enttäuschend dogmatisch. Die studentische Wohnungsnot war damals groß und die Mietverträge im Wohnheim waren auf drei Jahre begrenzt. Die anderen forderten unbegrenzte Mietverträge, ich fand das unfair denen gegenüber, die gar kein Zimmer hatten. Es gab Ungeziefer in unserem Wohnheim, die Verwaltung wollte drastische und gesundheitlich umstrittene Bekämpfungsmaßnahmen ergreifen, die Jungs forderten den Abriss des Wohnheims, weil das Problem nur so gelöst werden könne. Es wurden Protokolle geschrieben und Resolutionen unterzeichnet. Nur weil ich jetzt einen bestimmten Posten hatte,  wollte ich nicht eine bestimmte politische Meinung vertreten. Ich wäre lieber allein in Ms Zimmer gewesen und hätte seine Plattensammlung durchgehört und mir alle Titel aufgeschrieben. Dafür gab es jedoch keine Zeit und mein Interesse an M war auch nicht so, dass ich mich mit ihm hätte verabreden wollen. Deshalb blieb ich viele Jahre auf der Suche nach dem Inhalt seines Plattenschranks. Pan American, das alter Ego von Mark Nelson, gab es damals noch nicht. Aber wenn ich mich an meine Stimmung im Raum erinnere, dann war es genau diese Musik. The river made no sound.

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