Heute Vormittag ein erster, von der Allergologie keineswegs erlaubter, Spaziergang um die Klosteranlage. Was mein humorvoller und aufmerksamer Zimmergenosse C. täglich an Schonkost verabreicht bekommt, möchte ich nicht mal an die Teichenten verfüttern. Landschaftlich ist das hier eine Schau, und wenn mein Körper mir weiter gute Signale sendet, werde ich mir den Sonnenuntergang im weitläufigen Tal nicht entgehen lassen. „We all love our sundowners, don’t we!?“ – eine Zeile meines Vortrags in Kristiansand. In der Schlussepisode meiner Lesung kam viele Menschen (am Strand von Rantum) zusammen, um sich an der Musik aus einer riesigen Jukebox, und ihrem „Sonnensenker“ zu erfreuen. Aus der Menge trat eine Frau heraus und erzählte den Menschen eine kleine Story über das Hören von Lieblingsliedern. Dabei hielt sie dezente Schocks parat, und eine Desillusionierung des nostalgischen Zaubers eines alten Liedes der Kinks. Natürlich dachte ich bei der Erzählerin an Laurie Anderson, ohne ihre Sprachmelodie allzu sehr zu imitieren. Gestern Abend sah ich eine Nonne in schwarz, die aussah wie ein Mann, und mir freundlich die Richtung wies. Heute sah ich eine Nonne in weiss, wie eine Erscheinung. Vom Messdiener der frühen Jahre bin ich eindeutig zum Pfadfinder mutiert – nur mit dem Knowhow aus dieser Ecke der Schnitzeljagden und Versteckspiele finde ich in der Dämmerung, kurz bevor die Füchse aus den Löchern kommen, meinen „Absacker“ für das Reich der Träume, in einem Kühlbeutel kurz vor dem wilden Wald, einen schlichten, aber umwerfenden Caipirinha. Im Kopfhörer „If I Ever Was A Child“ aus dem neuen Wilco-Album.
2016 6 Sep
Schmallenberger Notizen (2)
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off