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2016 18 Jun

Nebenbei, die Juristerei

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 4 Comments

Nein, bitte keine Aktionen. Wenn man sich nicht arbeitsrechtlich auskennt, oder, schlicht gesagt, die eigene Rechtssituation so einschätzt, dass es nicht unbedingt zum Vorteil gereicht (diese umständliche Ausdrucksweise ist beabsichtigt), kann man leicht seinen Status als „Fester Freier“ bzw. gewisse damit verbundene Sicherheiten (z.B. die rechtmässige Einforderung einer jährlichen Auszahlung bis zum 67. Lebensjahr, die einem hohen Prozentsatz des jeweils als relevant ermittelten Jahreseinkommen entspricht, f a l l s die selbstgestalteten Sendungen wegfallen) gefährden. Nachdem ich mir vor Jahren sicher war, über 50 zu sein – :) – bzw. so und soviele Jahre Urlaubsgeld in Folge bezogen zu haben (ich glaube, darum ging es, kann mich aber täuschen), war mir klar: Sicherungsstatus erreicht. Dann aber wurde mir einmal wegen eines rel. geringen Honorarstatus, einhergehend mit einer angeblich zu geringen Zahl an Arbeitstagen für die Sendeanstalt in einem bestimmten Zeitraum (z. B. die letzten drei oder sechs Monate, die Daten stammen aus meiner Erinnerung) das Urlaubsgeld verweigert. Ich schrieb an die entsprechende Stelle, ich hätte durchaus genügend Stunden im angegebenen Zeitraum verbracht, und listete dies im einzelnen auf – wiederum wurde das Urlaubsgeld verweigert. Ich erkannte nicht den Ernst der Situation, und verfolgte es nicht weiter. Nun aber habe ich mich über die potentiellen Folgen eines mittlerweile zweimal nicht erteilten Urlaubsgeldes informiert (potentieller oder realer Statusverlust), werde zwei Tarifverträge aus der Webseite von Verdi kopieren (somit den Empfehlungen seitens des Personalrats resp. einer mit dem Personalrat kooperierenden Person folgen) – und einem Anwalt mein Anliegen zur Prüfung vorlegen. Hat mir der Sender zu Unrecht das Urlaubsgeld verweigert? Möglich, dass ich dadurch, dass ich mir meine Rechte nicht genommen habe, den Kürzeren ziehe, und Tiefenentspannung üben darf. Auch eine Entscheidung zu meinen Gunsten ist denkbar. Über die Wahrscheinlichkeiten der einen wie anderen Option habe ich wenig Illusionen. Nun geht es mir finanziell mittelfristig weitaus besser als Kollegen, die von solchen Entwicklungen knallhart getroffen werden könnten. Insofern gehe ich  mit dieser Sache schon ziemlich cool, aber auch zielführend, um. Vielleicht zu spät, vielleicht auch nicht. Mein wunderbarer Redakteur und Mentor, Harald Rehmann, zieht sich im Herbst aus der redaktionellen Arbeit zurück, die Fortführung seiner Arbeit ist momentan genauso ungeklärt wie der Fortbestand der Klanghorizonte. Jede Mail in dieser Angelegenheit an verantwortliche Personen ist kontraproduktiv! Die Siebziger Jahre sind vorbei. Und ich kann eins gut – loslassen. „Doof loslassen“ ist aber auch nicht meins, deshalb kümmere ich mich kurzfristig um einen Fachmann für Arbeitsrecht.

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4 Comments

  1. Lajla Nizinski:

    Jetzt ist alles klarer. Ohne deine grüne Lampe passiert nichts.

    Protestverhalten und Solidarität habe ich in den 70er Jahren gelernt und werde sie stets bei Bedarf anwenden.

  2. Wolfram Gekeler:

    Kleine Amplifikation zu grünen Lampen und zum Lernen nützlicher Gedichte fürs Leben: „War einmal ein Revoluzzer, im Zivilstand Lampenputzer“. Doch es blieb wieder eine verpasste Gelegenheit, mit Erich Mühsam zu schreien: „Ich revolüzze!“ Dabei hätten wir alles für dich getan, Michael: Flugblätter verteilt, einen Soli-Chor gegründet und nach Brian Eno benannt, mailbriefkästen geflutet, Sendemasten umgesägt. Es wäre alles spannender gewesen als mit einem Arbeitsrechtler zu frühstücken! Bleibt die Hoffnung auf noch ganz viele Klanghorizonte bis übers Rentenalter hinaus – ersatzweise nochmal Mühsam: „Dann ist er zuhaus geblieben und hat dort ein Buch geschrieben.“

  3. Jan Reetze:

    Die Lichterkette vom Altermarkt zum Funkhausparkplatz nicht zu vergessen.

    Aber im Ernst, es geht natürlich schon auch um die Klanghorizonte selbst. Wenn die Sendung eingestellt wird, dann ist sie weg, und es wird nichts Besseres sie ersetzen.

    Die öffentlichrechtlichen Redaktionen haben leicht mal die Tendenz, Dinge reparieren zu wollen, die gar nicht kaputt sind.

  4. Michael Engelbrecht:

    @ Wolfgang:

    Mir fehlt da schon noch die Laudatio meines Lieblingskulturarbeiters aus Stuttgart :)


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