Heute hat Swetlana Alexijewitsch aus Weißrussland den Nobelpreis für Literatur gewonnen. Und nicht Peter Handke und nicht Bob Dylan. Vielleicht genügt es nicht mehr, nur Romane und Liedpoems schreiben zu können, vielleicht muss man als Sprachmächtiger zu denen gehen, die keine Worte für ihr Leid finden. Diesem Unterfangen hat sich Swetlana seit 40 Jahren ausgesetzt und unter beidseitig schmerzvollen Bedingungen aufgeschrieben, was die Elenden ihr mitteilten. Ist das Literatur? Ist das Journalismus? Egal, wie man das Kind nennt, es ist eine großartige Folge von Berichten aus der sowjetischen Vergangenheit, von „Zinkjungen“,die im russisch-afghanischen Krieg gefallen sind oder überlebten. Diese hat sie aufgesucht. „Die letzten Zeugen. Kinder im Zweiten Weltkrieg.“ Ebensolche erschütternde Berichte. Und wer das von Michael vorgeschlagene Buch Alles Licht, das wir nicht sehen, in dem es um ein französisches, blindes Mädchen und einen 15jährigen Deutschen im Zweiten Weltkrieg geht, der weiss, dass das keine Literatur ist, sondern erlittene reale Grausamkeit.
Ich freue mich sehr, dass wir mit Swetlana Alexijewitsch eine große, mutige Preisträgerin befeiern können.