Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2015 6 Jul

Superliminare

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 1 Comment

White bird must fly or she will die. IT’S A BEAUTIFUL DAY. Mit lachendem, weit geöffnetem Mund und Sonnenschein in den Augen kurbelte sie sich und ihn hinüber ans andere Ufer. Auf der Fußgängerfähre war heute nicht viel los. Er filmte sie ungefragt. Sie wusste nicht, dass er nur mit ihr spielte. Ihr helles, kurzes Sommerkleid war durch den Fahrtwind hochgeschoben. Einen Slip trug sie nicht. Auf der anderen Seite der Meuse verabschiedeten sie sich. Sie umarmte ihn, er hielt steif die Kamera in die Luft, als ob sie nass werden könnte.

Wieder Zuhause konzentrierte sie sich auf das Nähen ihres Mantels. Sie würde morgen in ihrer Loge zum Gesellen befördert werden. Ihr Baustück hatte sie bereits verfasst. Bruder Redner würde sie sicher unterstützen.

Am nächsten Abend wartete sie aufgeregt auf den Einlass in den Tempel. Als der Zeremonienmeister dreimal mit seinem Stab pochte, bewegte sie sich langsam vom Westen her an dem Vorsitzenden vorbei, der bereits im Osten an der u-förmigen Tafel saß. Schwester Schatzhüter hatte ihr unbemerkt ein Zeichen gegeben, wohin sie sich setzen sollte. Die Kerzen waren bereits angezündet. Der Meister begrüßte die Gemeinschaft und schob dann sein Weinglas über das Tischband hinaus, was bedeutete, dass Bruder Falk das Wort ergreifen durfte. Seine Rede über ICH und DU beeindruckte alle. Auch sie hatte sich mit Martin Buber beschäftigt und an ihrem Baustück so gefeilt, dass es zu dem Leitmotiv: ERKENNE DICH SELBST passen würde. „Wenn wir eines Weges gehen und einem Menschen begegnen, der uns entgegenkam und auch eines Weges ging, kennen wir nur unser Stück, nicht das seine, das seine nämlich erleben wir nur in der Begegnung.“

Jetzt wurde der ganze Raum erhellt. Ihr wurde ein Gurt und ein Band mit zwei Schlüsseln umgelegt. Dann richtete sich der Meister an Bruder Talent.“ Haben Sie noch ein musikalisches Baustück?“

Sie blickte auf die feierliche Tafel und wünschte für sich allein: THE SWIMMING SONG. Es erklang eine Sonate von Bach. Der Raum verdunkelte sich langsam. Der Vorsitzende bekundete, dass sich Mitternacht näherte. Alle standen auf. Beim Hinausgehen dachte sie an gestern und dass sie noch an sich arbeiten müsste. Vielleicht würde sie aber auch den Meißel und das andere Werkzeug der Freimaurer ganz anders einsetzen.

This entry was posted on Montag, 6. Juli 2015 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

1 Comment

  1. Lajla nizinski:

    Für F., die mir dankenswerterweise Einblick in ihre Loge gewährte.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz