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2015 2 Mrz

TV und Psychoanalyse (2) – „Sturm im Kopf“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 4 Comments

Im gestrigen POLIZEIRUF 100 konnte man gleich ein halbes Dutzend der Akteure vor, am Rande, und nach einem Nervenzusammenbruch agieren sehen. Man bekam en passant einen Crashkurs in Sachen dissoziativer Amnesie, und der Drehbuchautor griff ganz tief in die Kiste, um Psycho- und Wirtschaftsthriller, Sex- und Trennungsdramen unter einen dramturgischen Hut zu kriegen. Etwas weniger wäre gewiss mehr gewesen, allerdings lieferten die exzellenten Hauptakteure Bukow (Charly Hübner) und König (Anneke Kim Sarnau) ein Feuerwerk auf dem Gebiet des Seelenstriptease ab, das uns Gott sei Dank die Präsenz eines Psychoanalytikers ersparte. Man stelle sich spasseshalber noch einen weltlichen Seelsorger vor, der hier posttraumatischen Belastungsstörungen zu Leibe gerückt wäre, und der gelegentlich hanebüchene Plot wäre vollends kollabiert. So aber zeigten sich am Ende die Selbstheilungskräfte von ihrer besten Seite: durch das Grauen kommt man am besten mit offenen Augen, ausgelebten Gefühlen, Schreien und Weinen durch. Manchmal leider gar nicht, und dann ist man mausetot. Traurig, aber wahr.

This entry was posted on Montag, 2. März 2015 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

4 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tatortsicherung/faz-net-tatortsicherung-der-rostocker-polizeiruf-110-im-realitaetstest-13455187.html

  2. Wolfram Gekeler:

    Wohl dem, der am Ende des Wahnsinns seinen Volvo Kombi samt Schlafsack in der Nähe geparkt hat! Schimanski wäre in der Gosse aufgewacht, am Lärm der Kehrmaschine.

  3. Uwe Meilchen:

    Schimanski ist ein gutes Stichwort, nach seinem Abgang vom „Tatort“ habe ich selten noch den „Tatort“ geschaut; mittlerweile garnicht mehr. Die Serie ist irgendwie inflationaer geworden; laeuft nicht jetzt fast jede Woche irgendein neuer Fall ? Und ich meine: Till Schweiger als „Ermittler“ ?

  4. Wolfram:

    Na ja, regelmäßig sonntags den Tatort gucken hat schon was, besonders wenn um 8 Uhr nette Nachbarn mit Wein und Knabberzeug vor der Tür stehen. Das gibt dem Leben Struktur – es reicht doch, wenn die Ermittler immer ausderbahngeworfener werden.

    Til Schweiger (Platz 163 von 166 im Tatortfundus-Ranking) heißt im Film netterweise Nick Tschiller (sic!). You only tschill twice, kann man da nur hoffen.


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