Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

11:45. Der Schmerz, den die Harnschiene beim Urinieren auslöst, bleibt unerträglich. Und hält meist bis zu zehn Minuten danach an, mit ungeheurer Wucht. Ich habe meine Rituale: erst schreien, um dem Schmerz ein Ventil zu öffnen. Dann in den Schmerz hineinatmen. Ich habe meinen wuscheligen weissen Schmerzteppich, Selbsthypnose geht gar nicht. Der Plan ist heute, wenigstens den ersten und letzten Text zu verfassen (der Jokleba-Part, im Moment ist es unklar, ob ich Jon Balke in Köln noch interviewe; hängt davon ob, ob nach der Entfernung des Schlauches am Dienstag mein altes schmerzfreies Ego reibungslos die Geschäfte übernimmt). Die Erschöpfung nach jeder einzelnen „Schmerzarie“ ist so beträchtlich, dass es leicht fällt, ins Blaue zu schreiben, aber schwer, konzentriert zu arbeiten. Das ist wie die Aufforderung, nach einer kleinen Schmerzfolter die Hausaufgaben zu machen. Ich kann defokussieren, aber nicht so gut fokussieren. Ich schreibe dies als Divertimento, und „Tagebuch des Projekts: JazzFacts.“ Als kleine Spannungsgeschichte mit offenem Ausgang. Morgen früh Vorbesprechung in der Anästhesie – keine Scheu zu fragen, ob man mich einen Tag ins künstliche Koma abschiessen kann. Das wäre bis zur OP wie Wolke 7 im Traumland. „Cuckooland“. Ah ja, Robert Wyatts Biografie, ruhig erzählt, gut geschrieben, Karl Lippegaus stellt sie in der Sendung vor.

This entry was posted on Sonntag, 16. November 2014 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

3 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    „Auf die Behandlung Vietnams und Kambodschas folgt eine Episode zu Kissingers und Präsident Fords Verhalten gegenüber Indonesiens Staatschef Haji Mohamed Suharto, dem die beiden unmittelbar vor seiner militärischen Invasion und Annexion Osttimors ausdrücklich grünes Licht dafür gaben.

    Mit der Rückendeckung und den Waffenlieferungen Washingtons ließ Suharto in Osttimor einmarschieren. Dieses Vorgehen war ein Verstoß gegen ein amerikanisches Gesetz, den Arms Export Control Act. Dieser beschränkte das Recht der USA, Waffen zu exportieren, wenn ein Land nicht direkt bedroht ist. Ein Verstoß dagegen lag darin, dass keinerlei Gefahr einer Invasion Indonesiens durch Osttimor bestanden hatte.

    Die Annexion Osttimors führte zu tausenden Menschenrechtsverletzungen und Morden an der Zivilbevölkerung. Im Film werden Überlebende in Osttimor gezeigt, die sich darüber wundern, warum ihnen damals angesichts der Menschenrechtsverletzungen und Massaker des indonesischen Militärs niemand geholfen habe.“ (Quelle: wikipedia)

    Und wer hat die Fäden in den USA gezogen? Der hier so gern als Gutmensch gehandelte Henry Kissinger.

    Robert Wyatt hat ein Lied dazu gesungen, zu finden auf „Old Rottenhat“.

  2. Michael Engelbrecht:

    Wolfram, unter uns Psychologen -:) – : diese Sendung am Donnerstag als Ziel, zwingt mich dazu, die schmerzfreien Räume anzugehen, erst gedanklich, dann faktisch. Ich will diese Sendung unbedingt produzieren, nicht des Geldes wegen, sondern weil es, zumindest was Musik, sequencing, und die Themen angeht, aus einem Guss ist.

    Und es motiviert, hält wach, macht Sinn in dieser Schmerzsinnlosigkeit. Ich habe schon einiges in Therapien mit Hypnotherapie n. Milton Erickson (Elemente davon) und NLP zuwegegebracht, aber bei so harten Schmerzen kann ich meinen Körper nicht durch Selbsthypnose vom Schmerz dissoziieren.

  3. Wolfram:

    Michael, unter uns Schmerzpatienten: manche deiner Erfahrungen habe ich auch gemacht (zum Beispiel Wirkungslosigkeit von Medikamenten) – andere nicht (Nierensteine und andere extrem starke Schmerzen). Am besten geholfen haben mir die Atemtechniken, die allerdings ihre Grenzen haben. Was zu viel ist, ist zu viel.

    Ganz erstaunlich finde ich, dass ich den Schmerz manchmal vergesse, er war 5 h weg, und das merke ich erst im Nachhinein. Mit der Vorbereitung deiner Sendung ist es wahrscheinlich ähnlich. Nur ist der Zustand des konzentrierten Vergessens nicht per Willenskraft herstellbar. Oder doch? Ich bin gespannt auf die Sendung – das soll jetzt aber keine Durchhalteparole sein.


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