Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 21 Okt

Sandnegerin, ya habibi

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 3 Comments

Dem Bayer schmeckt die Weisswurst am besten vor dem Mittagsgelaeute, der Araber hoert der Stimme von Fairuz beim Fruehstueck zu, damit sein Tag gluecklich verlaeuft. In diesem Glauben ist die arabische Welt vereint.

Fairuz, die libanesische Saengerin haelt mit ihrer Stimme eine Welt zusammen, die laengst zerfallen, verfehdet, vielleicht verloren ist. Mit ihren Liedern umarmt sie Okzident und Orient, Goethe haette ihr in seinem „Westoestlichen Divan“ die Rolle einer Prophetin gegeben.

Auf der Buehne steht sie meist still, aber bewegt, koerperlich oekonomisiert auf kleinste Gesten. Ihre weiche, sehnsuchtsvolle Stimme erzaehlt von der palaestinensischen Tragoedie, von der Liebe zur und in der arabischen Welt, in der so viele Traenen fliessen.

Fairuz hat sich schon frueh mit den beiden Bruedern Mansour und Assy zusammen getan, den einen hat sie geheiratet, von ihm ist der Sohn Ziad, mit dem sie bis heute musiziert.

Es ist geradezu biblisch, dass in diesem Sohn Kain und Abel stecken. Kain begeht Verrat an seiner Mutter, die angeblich eine grosse Zuneigung zur Hisbollah hegt.

Fairuz koennte auch eine Liebe zu Baschar al Azad unterstellt werden, sie wird immer die grosse Stimme der arabischen Welt, in der Schiiten, Suniten und Kopten zusammenleben, bleiben.

Ihre Texte verkuenden zum Grossteil das christliche Naechstenliebe Gebot,{ Fairuz ist Orthodoxe Christin}: Ah wak/ Ich liebe. Sie bringen zum Tanzen und zum Weinen, sie sind hell wie der Libanon und gruen wie der Antilibanon, erwachsen wie Eva Peron und gleichzeitig ein Spiegel der arabischen Kinderseele.

 

O yellow leaves
we keep growing up
we keep growing up
the houses and roads
the trees are changing
and growing up
you alone my country
my country my country
you alone are still
a little child

(aus ihrem Lied: Fi Ahwi ‚Al Mafra’/ In a cafe at the crossroads)

 

Al hamdulillah verzeih Tom Pynchon den Ausdruck „Sandneger“.
Das Wort hatte inspirierende Kraft.

Aus meinem Lieblingslied LI BEIRUT:

 

Beirut has a glory of ashes
My city has turned out her lamp
By a child’s blood, who was over her hand
She has shut her door, and became alone in the sky
Alone with the night
You are mine, you are mine
Ah hug me you are mine.

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3 Comments

  1. Henning Bolte:

    Ja, Lajla, es war einmal! Wie ist es möglich, ein solches Inferno in der Region zu entfachen. Inferno als Alltäglichkeit. Gesungen: immer!

  2. Lajla Nizinski:

    Also Fairuz singt immer noch und in den taeglichen Begegnungen mit Arabern ist sie froehlich und lebendig im Gespraech. Ich denke nicht, dass die Kunst etwas veraendern kann, jedenfalls nicht auf der politischen Ebene. Aber ich weiss, dass sie Stimmungen positiv beeinflussen kann … Die Stimme von Fairuz hat schon eine ziemliche Macht in der arabischen Welt. Sie ist Troestern und Gluecksbringerin.

  3. Jan Reetze:

    Eine faszinierende Stimme. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da man sie fast allabendlich im Kurzwellenempfänger hören konnte. Und wenn sie vielleicht auch nichts verändern kann, so kann sie den Menschen doch das Gefühl vermitteln, mit anderen Menschen verbunden zu sein, selbst, wenn man sie nicht kennt.


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