In Chaville, dem Wohnort von Handke, wartete ich einmal einen halben Nachmittag auf ihn. Ich setzte mich an den hinteren Tisch der trostlosen Bahnhofskneipe und wartete vergebens. Modiano laesst seine Verlorenen oft in Cafes, Bars, Hotels, Kneipen ausruhen, um an diesen Orten in schattiger Stille darueber nachdenken zu koennen: Wie gehts jetzt weiter? Und der implizierten Antwort: es geht nicht weiter. Deswegen der Literaturnobelpreis auch fuer diese Melancholiker.
Ich habe drei Buecher von Modiano gelesen:
Aus tiefstem Vergessen
Eine Jugend
Im Cafe der verlorenen Jugend
Mich interessieren seine Buecher ueber das Vergessen, das Juedische nicht. Mich machten seine Buecher auch nicht suechtig. Aber wer in den spaeten 60ern am Rive gauche war, dort herumlungerte, an der Seine sich verliebte und tagelang nach den blauen Augen und dem Provoohring suchte, der weiss, um was es in Modianos Buechern geht. Es sind Liebesgeschichten, die ein romatisches deja-vu erlauben, die einem erneut auf die Suche nach dem weissgekleideten Amsterdamer schicken und nach Aufklaerung verlangen, die man nie bekommen soll.
Diese drei Buecher sind eine Wiederholung der immer gleichen Befindlichkeiten [ wie Hardy sie besingt], gewissermassen „Stiluebungen“ wie Queneau sie an der Geschichte mit dem Autobus S ausprobiert und wie sie Handke nie schreiben koennte, weil Modiano eine sehr kurze klare Sprache pflegt.
„Sept cent millions de chinois
et moi et moi et moi …“
„J’y pense et puis j oublie
c’est la c’est la vie …“
(Jacques Dutronc)