Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

Lieblingsfarben und Tiere tuen mir so gut. „Element of Crime“ sind seit Jahr und Tag mein Ding: ich mag den schnöseligen Gesang, die aus der Hüfte geschossenen Bilder, und auch die Rückkehr der Mariachi-Trompete kann mich nicht schrecken. Eine Spur Blues, eine Portion deutscher Hillbilly, das ewige Du, das aus dem Tritt kommt, und den alten Mist noch einmal in eine Illusion mit Frühstückseiern verwandelt: „… das sind die Bilder, auf die einer kommt, der nichts mehr versteht.“ Nur Sven Regener kann bei mir durchkommen mit einem Lied, das einen Titel trägt wie „Liebe ist kälter als der Tod“, ohne dass ich an einen jungen derangierten Alain Delon denken muss. Ich rutsche in diese Lieder hinein wie in einen alten, doofen, herrlichen Sommertag 1978, als in der Nähe von Würzburg der frisch gestochene Spargel serviert wurde, und ich von diesen langen braunen Beinen der Fremden gegenüber träumte, die sich ausnahmsweise eine Nacht lang um meinen Kopf spannten, mit einem Soundtrack aus Free Jazz, Spritzen und Goodbye. Abspritzen konnte so endgültig sein, schon damals gab es Tatorte mit dem durchgeknallten Kressin, einen Sonntag mit leeren Autobahnen, und besoffene Zweizeiler, die ins muntere Nichts purzelten. Zuviele Vollhorste treiben sich mit ihren Empfindsamkeiten im deutschen Liedergetümmel um, da lobe ich mir einen Song mit „Dosenravioli“ und einen „Bildschirm mit Goldfisch“. In Delmenhorst war ich nie, doch einmal mit leichtem Gepäck in Heidelberg, und eine Kurzstreckenläuferin aus Amazonien holte mich vom Bahnhof ab. Für diese Art von Sex hätte man in Texas in den Knast kommen können. Ging damals nicht auch  das Buch vom Lachen und Vergessen um? Manchmal leistet sich Sven R. einen „Beziehungskalauer“, aber selbst der wird so sparsam dosiert, dass es ein Schmunzeln naheliegt. Anderen Deutschpöblern zwischen Westhagen und Gröhlum wären da schon sämtliche Sicherungen durchgebrannt. Und weil man gewisse Nächte nicht austricksen kann, Leerlauf sich schon mal gratis dazugesellt, geht es nicht zuletzt (bei allem Restfeuer, aller Restmagie) um verlorene Zeit ohne grosses Geweihe: „Im Sommer ein Schwimmbad, im Herbst eine Cocktailbar: schade, dass ich das nicht war.“ Oder so ähnlich.

 
 
 

 

This entry was posted on Mittwoch, 1. Oktober 2014 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

4 Comments

  1. Uwe Meilchen:

    http://www.youtube.com/watch?v=ATdcwla8WLA

  2. Michael Engelbrecht:

    Jeder kann hier eigene Lieblingslieder finden (wer sie halt mag). Musikvideos haben mich noch nie interessiert, nicht mal die guten. Die nehme ich nur zur Kenntnis, wenn ich den jeweiligen Song noch nicht kenne. Da ist es dann manchmal spannend, den Trailer für ein neues Album zu sehen, weil es da erste Klänge zu hören gibt.

    Gerne (das wäre eine Ausnahme) hätte ich ein Musikvideo des kompletten Auftritts dieses unendlich langweiligen Konzerts eines dänischen Quartetts in Kristiansand gesehen (mit Herrn Osgood). Das Video hätte das Minenspiel der Musiker aus nächster Nähe einfangen müssen, denn ich frage mich noch Wochen später, wie man sich in solcher Weise an der eigenen Musik berauschen kann, und keine Selbstreflexion einsetzt. Free Improv of the worst kind.

  3. Michael Engelbrecht:

    Und, Uwe, weil du es wissen wolltest, das Konzert von Laurie und Arve war eine grosse Enttäuschung. Mehr später. Gruss aus Lissabon vom Mann mit den drei Prellungen und den 23 Schürfwunden.

  4. Uwe Meilchen:

    Manchmal bricht mein missionarischer Eifer durch …, mit dem Video dachte ich all den noch-nicht-Element-of-Crime-moegenden (sic!) einen Eindruck (Anreiz?) zu geben.

    Bin ziemlich erschrocken als ich hier im Blog von deinem Badeunfall las; ich bin heilfroh dass Du dieses Abenteuer glimpflich ueberstanden hast.

    Merke gerade dass sich Anteilnahme schriftlich formuliert immer ganz anders liest als was man zum Ausdruck bringen will und persoenlich / muendlich gesagt wird: Badeunfall, Abenteuer …, natuerlich: jetzt wirst Du sagen, dass drei Prellungen und 23 Schuerfwunden eben *nicht* glimpflich sind, aber Du weisst sicherlich was ich meine.

    Bin froh dass es nicht schlimmer ausgegangen ist.


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