Als Ulli von den Lords beerdigt wurde, droehnten die Stones „WHITE HORSES“ ueber den Heerdter Friedhof. Dieses Lied moechte ich auch noch hoeren, wenn ich mal gestorben bin.
Ulli war auf der Buehne zusammengebrochen.
Jacques starb auch auf der Buehne.
Jacques Chessex [1934-2009] war kein Musiker, er war Schriftsteller.
Drei Stunden vor seinem Tod hatte er das Buch vollendet, das ich hier vorstellen will:
„Der Schaedel des Marquis de Sade“.
Ich habe noch nie etwas von Sade gelesen. Dieses Buch wurde mir vom Kurator des Nietzschehauses in Sils mit den Worten in die Haende gelegt: „Lesen Sie mal, darueber spricht morgen Stefan Zweifel, wenn er ueber Zarathustra’s letzte Liebe referiert.
Ich las es in einer Nacht. Eine verboten gute Lektuere. Derb, aber mit Witz erzaehlt.
Es wird eine Reise eines Schaedels beschrieben, der dem 74 jaehrigen, in einer franzoesischen Irrenanstalt einsitzenden, Marquis zugeordnet wird.
Die Stationsgeschichten entspringen einer wuesten Phantasie, die auch vorm Papst nicht halt macht. In den letzten stopovers spuert man, wie Chessex selbst mit der eigenen Endlichkeit der Erotik ringt. Wie ihm das Schreiben Atem fuer die sterbende Haut ist.
Wir kennen dieses Ringen auch aus der Malerei: Immendorff/Balthus/Klimt …
„Wo ist die Schoenheit?“ „Wo ich mit allem Willen wollen muss“, sagt Zarathustra.
Das kann wehtun.
Das hat Stefan Zweifel, der dieses hier vorgestellte Buch dionysisch und ueberrational uebersetzt hat, sicher gespuert, als er als Moderator den Literaturclub verlassen musste. Schade.
Wait, ich habe die Musik als Kunstform des Troesters vergessen.
Lucinda Williams besingt sie in ihrem Album: WORLD WITHOUT TEARS in dem Lied: “ Real life bleeding fingers and broken guitar strings.“
It hurts.
Jacques Chessex:
Der Schaedel des Marquis de Sade.
Nagel & Kimche Zuerich 2011
www.nietzschehaus.ch