Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 2 Jul

Yetifabeln

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

Bryan Sikes stöhnt. Das Leben ist voller erstaunlicher Dinge, aber zu gerne stöbert man in den Zonen der Mythologie, und überlässt der Wissenschaft die Ernüchterung. Oft genug spielt die empirische Forschung mit, macht esoterische Angebote. So bleibt man auch im Gespräch. Der mythische Yeti aus dem Himalaya war ein Bär, das belegen jetzt Haarproben. Bryan Sikes trinkt am liebsten Americano. Er hat ein Team von Wissenschaftlern im sich geschart, und sie stellen ihre gesammelten Ernüchterungen auch ins Netz. Wie jüngst in den PROCEEDINGS OF THE ROYAL SOCIETY B. Das Erbgut von 32 Haarproben wurde unter die berühmte alte Lupe genommen, die im 21. Jahrhundert ein etwa anderes Design hat. Bryan stöhnt schon wieder. „Das ist wie in den Colin Dexter-Krimis“, sagte er, „oder der Nachfolgeserie „Lewis“, die hier in Oxford spielt. Da hast du jede Menge historische Rätsel, Unerklärliches – und mit der Auflösung kommt immer die Ernüchterung. Beim Kriminalroman funktioniert das, weil der Schurke überführt wird. Aber in unsrem Metier ist die Auflösung wie ein Kater nach einem Abend mit billigem Fusel.“ Die lange als völlig aus der Norm und Reihe fallenden Primaten, die „Fabelwesen“ Bigfoot und Almasty sind schlicht bekannte Säugtiere gewesen. Auch andere rätselhafte Geschöpfe entpuppen sich nun reihenweise als Kuh, Waschbär, Hirsch, Schwarzbär, und einmal gar als, ähem, Mensch. Wir sitzen in „Zappi’s Bike Cafe“, wo sich einmal in der Woche ein Thriller-Zirkel trifft. Bryan trinkt mittlerweile den zweiten Americano: „Bei denen könnten wir gut mitmischen. Einer aus meinem Team hat hier mal ein richtiges Referat gehalten: „Die Spurenelemente der Realität im modernen Wissenschaftsthriller“.“ Die Frage liegt nahe: „Brauchen  sie da nicht mal zur Erholung reine Fiktionen?“ „Richtig. Etwas, bei dem  man überhaupt nicht ins Grübeln kommt. Also, sagte man mir, ich sollte mal abschalten, und in eine andere Welt driften. Dann las ich Stephen Kings Schmöker „Der Anschlag“. Ich wollte das Buch richtig doof finden, aber es war brilliant geschrieben, und, damn it, es brachte mich, nachdem ich die letzte Seite verschlungen hatte, ganz kräftig ins Grübeln.“

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