Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2013 24 Nov

Am Feuer

von: Martina Weber Filed under: Blog | TB | 11 Comments

Der Garten war ziemlich groß, viel Wiese, ein angenehm lichter Baumbestand, eine Hängematte und vielleicht waren hinter der Dämmerung ein paar Beete angelegt. Wir saßen auf Baumstümpfen oder im Gras um das Feuer herum. Einige kannte ich schon lange, andere gar nicht und ich versuchte, mir anhand möglichst weniger Sätze und sonstiger Codes ein Bild von ihnen zu machen. Ab welchem Moment habe ich das Gefühl, jemanden einschätzen zu können? Ein paar Leute begannen damit, Maronen anzuschneiden und in eine Eisenpfanne zu legen. Jemand übernahm die Rolle, gelegentlich die Maronen in der Pfanne mit einem Holzlöffel umzurühren. Der kleine Junge redete überhaupt nicht. Er ging still umher, spielte mit jemandem Fußball oder kletterte ins Baumhaus. Wer an einem Feuer sitzt, kann reden oder schweigen und einfach nur spüren, wie der Rauch und die Wärme in die Kleidung einziehen.
 
 
 

 
 
 
Ich mag es, wenn mir jemand etwas erzählt, was angreifbar machen kann. Plötzlich vergessen wir die Zeit.

Irgendwann war die Kälte in die Stiefel gezogen.

In der Wohnung der Gastgeberin war es warm und in allen Zimmern und auch im Flur, der als Essbereich diente, standen Musikinstrumente herum. Ein altes Klavier, ein paar Gitarren, diverse Trommeln und an einer Wand hing ein Instrument, dessen Bezeichnung ich vergessen habe. Es stammt aus Ägypten, ist ein Instrument mit zwei Saiten und einem Bogen und ich konnte meine längst verschüttet geglaubten diversen Violinbogentechniken ausgraben und die Gastgeberin hat es mir sogar ausgeliehen.

Es sollte hier im Längsformat platziert sein.
 
 
 

 

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11 Comments

  1. Martina:

    An so einem Feuer werden die traurigsten Liebesgeschichten und Familiengeschichten der Welt erzählt. Und irgendwann sind wir an den Punkten angelangt, an denen wir einander weiterbringen. Zettel werden weitergereicht, darunter auch mal eine Buchempfehlung, zum Beispiel notierte ich: „Der Weg des Künstlers“, die beste Arbeit von Julia Cameron, ein Klassiker, den ich vor 13 Jahren durchgearbeitet habe.

  2. Michael Engelbrecht:

    Henning, wenn er das Teil sieht, er weiss es sofort. Wenn ich den Namen höre, werde ich denken, klar, wieso ist es mir nicht eingefallen. Liegt aber noch nicht ganz auf der Zunge. Keine Oud. Auch keine exotische Oud.

  3. Martina:

    Ich schätze Henning auch so ein, dass er es wissen müsste. Ich hatte die Gastgeberin gefragt, sie sagte, das Instrument hieße Rhabarber, also wie das Gemüse, aber das kann doch nicht sein. Und googeln konnte ich es auch nicht unter diesem Begriff. Und was big brother nicht weiß, dürfte ja wohl auch nicht existieren.

  4. Dirk Haberkorn:

    Hallo Martina,
    beim Googeln unter „Arabische Musik“ stößt man auf die Spießlaute „Rababa“, auch „Rabab“ und türk. „Rebab“ genannt. Ich nehme an, daß es wohl diese sein wird. Also: Weg mit dem Gemüse, ran an die Laute. :-)

  5. Henning:

    yes, Rhabarber lag schon in die richtige Richtung. Es handelt sich um die Urform der europäischen Geige. Ist ein Streichinstrument, keine Laute. Rebab oder Rabab (e/a weil der arabische Laut dazwischen liegt). Andere Varianten davon sind doe Kemenche dier die griechische Lyra. Keine Bracchia, Armgeigen also. Sie werden auf den Oberschenkel gespiesst gespielt.

  6. Michael Engelbrecht:

    Füchse, alles schlaue Füchse hier. Hat Micus das Teil mal gespielt? Oder ein Jazzer?

  7. Henning:

    Micus hat (natürlich). Auf der B-Seite einer UK Virgin-Lp (!). Seine erste ECM-Scheibe datiert von 1977. Auf der B-Seite also „Concert for Angklung, ac.guitar, Kebab, Zither.

    Als erstes würde ich in diesem Zusammenhang ja an die Sachen denken, die Roman Bunka gemacht hat. Aber Bunka ging ja ja nie ins entrückte Ancient, sondern blieb immer mehr im Heute. Mit Malachi Favors, dem ägyptischen Violinisten Abdu Dagir und vor allem dem Pianisten Fathy Salama, der massgeblich an dem Album „Egypt“ von Youssou N’Dour beteiligt war und eine intensive Zusammearbeit mit dem Norweger Trygve Sein hat. Ja, und diese Fäden führen in viel viel mehr bis hgin zu Mal Waldron. Bunka hat auch mit dem jungen irakischen Dose-Spieler Bassem Hawar gespielt. Die Djose ist die irakische Variante der Kebab- Spiessgeige.

  8. Henning:

    Ja, das kriegt man, wenn man die automatische Rechtschreibkorrektur nicht rechtzeitig sieht. Die macht von Mayas Mayonnaise und von Rebab macht sie Kebab, diese dumme Sau.

  9. Martina:

    Jetzt müssten wir nur noch klären, wie die Rebab gestimmt ist. Falls die Saiten das eingestrichene e und das eingestrichene a hörbar machen sollten, ist jedenfalls das Exemplar, das mir hier vorliegt, ziemlich verstimmt.

    Und vermutlich ist die Andeutung eines Griffbretts auch dazu gedacht, die Tonhöhe nach der Art des Geigenspielt zu verändern, richtig? Jedenfalls funktioniert das schon.

  10. Dirk Haberkorn:

    Henning,
    Kebab hat ja irgendwo auch was mit Spieß zu tun. Fehlt halt nur die Laute.

  11. David:

    Armgeige hm.Arschgeigen sind mir da schon geläufiger.Komisch das ich bei dem teil die ganze zeit an eine waffe denke,die armbrust und nicht an ein musikinstrument.Wenn das mal nicht vom kebab kommt!


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