Manafonistas

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2013 11 Nov

Scobel trifft Billy the Kid

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | Tags: , 2 Comments

„Diesen Snowdon finde ich gut“, sagt Susanne morgens in der Kaffeepause und Joachim verschweigt dabei eine Bildungslücke, die es alsbald zu schliessen gilt. Wozu Wikipedia, wenn nicht, um solch blinde Flecken nachzubessern?

Zum 5-Uhr-Tee dann: Joachim recherchiert die faszinierende real-life-story, in der Polit-Thriller und Medien-Philosophie Hand in Hand gehen. Wann wohl die Filmrechte vergeben werden für diesen Megaplot? Es begann auf Hawaii und Edward lebte dort ein traumhaftes Leben, doch er verfolgte seit langem schon einen ausgeklügelten Plan … Genialerweise fügt sich auch das abendliche TV-Programm nahtlos in die Recherche ein.

„Was gibts denn heute bei Scobel? Überwachte Welt – na, da fügt sich was!“

Sie diskutieren im Fernsehstudio über die negativen Folgen zunehmender Transparenz. 

„Und wo bleibt Han?“ fragt sich der philosophisch informierte Joachim. Und tatsächlich, im Verlaufe des Gespräches wedelt der TV-Gastgeber verschmitzt mit einem gelben Büchlein in der Hand und bedauert, der Autor des Schriftstücks sei so ungern Studiogast, weil er nicht zum Gespenst der Medien werden wolle – doch es gab ein Treffen.

Und da sitzen sie dann in einer konspirativen Kneipe tief im Wilden Osten der Republik. Scobel meets Billy the Kid alias Byung-Chul Han, den koreanischen Schriftsteller subversiver Phänomenologie in Minibuchform. Als Scobel Han nach Snowden fragt, wird dieser etwas ungehalten: das kommentiere er nicht, denn er hätte das Problem, lange bevor der whistleblower kamin seiner Transparenzgesellschaft schon beschrieben.

Vom Einspieler zurück in der Studiorunde, wird sogleich bestätigt, dass der Philosoph das Thema treffend analysiere und geradezu systemisch betrachte, sich in einem Punkt aber irre: es sei nicht auf individueller, sondern nur auf politischer Ebene zu lösen – schärfere Gesetze zum Schutz der Privatsphäre seien nötig.

Scobel stellt dann noch ein zukünftiges Interview mit Billy the Kid in Aussicht – bis dahin aber studiert Joachim weiterhin andächtig dessen Ansichten vom digitalen Schwarm, und er wird in einer morgentlichen Kaffeerunde mit Susanne sicher davon schwärmen.

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2 Comments

  1. Dirk Haberkorn:

    Bezugnehmend auf deinen letzten Satz, Jochen:

    Schwärmen oder ausschwärmen – das ist hier die Frage!

    Der digitale Schwarm ist ein Begriff, der zumindest definitorisch reizvoll und verhandelbar ist.
    Das Schwarmverhalten wird ja oftmals bis immer von einem Nachrichtenreiz initiiert. Was aber ist die normale, individuelle Inanspruchnahme, also die Einsamkeit im Netz? Oder die Zweisamkeit? Oder die konspirative Gruppendynamik?

    Fragen über Fragen! Und heut‘ ist erst Montag. :-)

  2. Poschlost:

    Vielleicht der einzelne Jäger, der (flüchtige) Informationseinheiten aufspürt, vertilgt und dann ein paar Tage braucht, um sie zu verdauen (während sich der Schwarm über die Reste hermacht…)?
    Also in etwa die Manafonistas 1-9!

    Karsten


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