Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2013 7 Okt

71 days to go

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 4 Comments

Als ich gestern das Gedicht von Amy Key las, seltsam berührt war, ein paar Worte nachschlug, und dann noch berührter war, stellte ich es in unseren Blog, und hatte kurz den Gedanken (allerdings exakt ausformuliert, nichts Flüchtiges), damit Martina mal wieder aus ihrem fernen Leben zu locken. Und, es ist gelungen. Obwohl es sicher Zufall war, und keine Telepathie. Allerdings hatten wir uns ja auch in Paris nur um ein paar Strassen und Tage verfehlt! Übrigens, Martina, die Zauberplatte von Tunng heisst Good Arrows, damals war Sam Genders noch dabei, und das gab dieser Gruppe die nötige Schärfe, die in den letzten Jahren etwas abgemildert wurde. Heute könnte der letzte Tag des Jahres mit 20 Grad Celsius werden. Mich nervt derzeit eine Bronchitis, Borussia Dortmund hat höchst unglücklich verloren, das Lazarett vergrössert sich, gegen Hannover und Arsenal steht ein Rumpfteam auf dem Platz. Da hilft nur gute Musik, und in der schon am kommenden Samstag stattfindenden Ausgabe der Klanghorizonte gibt es wieder einiges davon. Wenn Ed Dense, der Chefpromoter der unerhörten Klänge, heute in Berlin rasch zum Postkasten eilt, wird die Sendung ausklingen mit der neuen CD von Burkhard Stangl, und seiner vom Maler William Turner inspirierten Musik. Hat nicht jeder, der diesen Namen liest, sogleich ein Bild vor dem inneren Auge, ein stürmisches Meer, ungezügeltes Sonnenlicht, was immer … Stangl spielt übrigens auf Manafon mit. Gestern hat mich Joey überrascht mit seiner Begeisterung für Hasretim – Journey To Anatolia, die ich in den letzten Klanghorizonten spielte. Dann stehen ihm ja heisse Hannover’sche Nächte bevor, mit den neuen Silberlingen von Marc Sinan und Tim Berne :) Gregor ist ein beharrlicher Geist, und empfiehlt mir wärmstens, diesen langsamen (?) Satz der neu eingespielten Diabelli-Variationen zu hören, aber, nun ja, Beethoven (diesen Satz öffentlich zu posten, macht leicht angreifbar :)) gefällt mir lange nicht so gut wie Good Arrows von Tunng. Ich würde allemal lieber Tunngs Aufführung der „guten Pfeile“ lauschen (in alter Besetzung!), als irgendeiner Symphonie des Wieners. Mozart langweilt mich auch. „Diabelli“ hätte ich bis vor kurzem eher für  eine Marzipan-Kreation aus einer Lübecker Konditorei gehalten. Allerdings werden jetzt nur Vollidioten die Nase rümpfen, und mir ein massives Defizit abendländischer Bildung auftischen. Denn es ist allemal aufregender, frei von alten Hierarchien, den eigenen Ohren zu folgen, und das strahlendste Gold lässt sich oft in den kleinen mäandernden Seitenarmen des Grossen Flusses finden, nicht in der Lehrbuchmeinung, und der verordneten Ergriffenheit. Ganz quälend wäre es für mich, einer noch so virtuosen Darbietung der Zauberflöte zu laschen, wenn aber Brian Enos Taking Tiger Mountain (By Strategy) erklingt, weiten sich die Wände, und ich fühle die Freude, lebendig zu sein, bis in die hinterste vibrierende Zelle meines Körpers. Das ist nun keine Kampfansage an alte Zöpfe. Einen William Turner hätte ich nämlich schon gerne in meinem Musikzimmer hängen. Aber Burkhard Stangls Gitarrenmusik wird da schon Abhilfe schaffen, woll? Oder sollte ich doch zum fraglos charmanten Kunsträuber mutieren – Sie wissen schon: Thomas Crowne ist nicht zu fassen! 71 days to go. 

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4 Comments

  1. Gregor:

    Michael, es geht doch gar nicht um die Diabelli Variationen. ECM hat zwar unter diesem Titel die neue Andras-Schiff-CD veröffentlicht, eröffnet wird die Do-CD aber mit der „Sonate für Klavier Nr. 32 c-moll op. 111“ und da geht es um den zweiten Satz. Dieser Satz ist durchaus nicht langsam, sondern zum Teil höllisch schnell … also bitte, denke an unseren Deal und gib der Musik eine Chance …
    Hannover hat seine zwei besten Stürmer im Krankenhaus, wir werden euch besuchen und leider verlieren, also keine Bange.

  2. Michael Engelbrecht:

    Wie gesagt, man müsste mir die CD leihen, Gregs. Aber es ist tatsächlich so, dass mich diese Musik kalt lässt, egal wer sie wie spielt. Daran wird sich auch nie etwas ändern.

  3. Martina:

    It was a serendipity, as Bob would say. Ein Wort, das ich auch nachgeschlagen habe. Vielen Dank, Michael, dass du den Glauben an mich nicht ganz verloren hast. Manchmal gibt es Zeiten, in denen Wörter nicht so wichtig sind oder irgendwie neu sortiert werden müssen. Aber ich war mit dem Herzen dabei und habe viel nachgedacht und mich innerlich sortiert. Wo hast du das wundervolle Gedicht entdeckt? Ich werde es hier an die Wand hängen.

  4. Michael Engelbrecht:

    Thequietus.com, links bei den Rubriken….


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