Manafonistas

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2012 29 Aug

Gregor öffnet seinen Plattenschrank (24)

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | Comments off

 

Musik hinter den Dünen

 
Es gibt ein Leben für Musikliebhaber jenseits vom Knopf im Ohr, auch im Urlaub. 2,3 km hinter den Dünen entdeckt man nahe der spanischen Grenze, kurz vor San Sebastian, den Ort Urrugne.
Hier findet sich die Kirche Saint Vincent, erbaut schon im zehnten Jahrhundert, zerstört Anfang des 16.Jahrhunderts, 1550 aber schon wieder aufgebaut. 2009 bekam diese Kirche nun eine fantastische neue Orgel, davon später. Im Nachbarort, Ciboure, nimmt der erstaunte Tourist zur Kenntnis, dass es auch hier eine Kirche Saint Vincent gibt, leider noch ohne Orgel, die soll erst in zwei Jahren dort eingebaut werden.
 
 
 

 
 
 
Beide Kirchen glänzen mit einer so wunderbaren Akustik, dass Manfred Eicher von ECM, wüsste er davon, sofort von St.Gerold in Österreich als Aufnahmeort Abschied nehmen und zum Atlantik umziehen würde.
Der Akustik wegen – aber auch, weil ein berühmter Musiker aus Ciboure stammt, nämlich Maurice Ravel – finden dort im Sommer zahlreiche Konzerte statt. So konnte man in Saint Vincent Ciboure in diesem Jahr Guillaume Sigier (piano); Samika Honda (violon) und Iris Zerdoud (clarinette) mit Werken von Claude Debussy, Gilbert Amy, Bela Bartok und natürlich Maurice Ravel hören.
In einem anderen Konzert war in derselben Kirche das Quatuor Hermes (Omer Bouchez, Elise Liu, Yung-Hsin Chang und Anthony Kondo) mit Josef Haydn, Claude Debussy und Maurice Ravel zu genießen. Der Höhepunkt der musikalischen Genüsse sollte aber erst noch kommen: ein Orgelkonzert in Saint Vincent Urrugne. Auf der wunderbaren Orgel spielte ein mir vollkommen unbekannter junger Mann, Jahrgang 1990: Thomas Ospital!
Vor zwei Jahren schrieb die Badische Zeitung nach einem Konzert Ospitals im Freiburger Münster: „Der 1990 geborene Ospital, der 2009 als jüngster Teilnehmer völlig überraschend den Wettbewerb in Saragossa gewonnen hat, bot am Hauptspieltisch eine so packende wie reife Lektion in Sachen französische Orgelkultur des (frühen) 20. Jahrhunderts, wobei sich allein schon durch die Widmungsträger der Werke Bezüge ergaben. So ist Viernes dritte Sinfonie Marcel Dupré zugeeignet und Maurice Duruflés „Veni Creator“-Opus dem Kollegen Vierne. Dass Ospital, der am Pariser Conservatoire Koryphäen wie Olivier Latry und Thierry Escaich zu seinen Lehrern zählt, technisch und musikalisch bereits überaus fit ist, hörte man.“
 
 
 

 
 
 
Das war im August 2010, zwei Jahre später im Konzert am 19.08.2012 in Urrugne wäre meine Meinung über Ospital nicht, dass er musikalisch `überaus fit sei´, nein, er begeistert. Diesen Namen muss man sich als Liebhaber französischer zeitgenössischer Orgelmusik wirklich merken.
In Urrugne spielte Thomas Ospital Bach, Mendelssohn Batholdy, Robert Schumann, Louis Vierne, Valèry Aubertin, Maurice Durufle und – Höhepunkt für mich – Olivier Messiaen. Eine Kostprobe seines Spiels, damals war der junge Organist gerade einmal 20 Jahre alt, kann man auf Youtube genießen: Thomas OSPITAL interprète la „Toccata en ré mineur“ (Bux 155) de Dietrich BUXTEHUDE (1637-1707) sur le grand orgue de la cathédrale St-Léonce de Fréjus, le 11 avril 2010.
CDs gibt es von diesem genialen Musiker noch nicht, zum Trost lege ich Olivier Messiaen im Original in meinen Player. Auf der 4CD -Box Messiaen par lui-même kann man hören, wie eine der größten Komponisten der Musikgeschichte seine eigenen Werke interpretiert.
 
 

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