Zum Beispiel die Neue von James Yorkston. Die wurde hier nicht zum ersten Mal erwähnt, und doch hat sie noch kein Manafonista gehört, vielleicht Ian in Glasgow, aufgrund seiner möglichen Kontakte zu schottischen Zirkeln oder den Nachfahren von Nick Drake, Bert Jansch und John Martyn. Manche Folkies, und James gehört gewiss dazu, bewegen sich in dieser alten Tradition, ohne bloss das Erinnerungsselige in uns zum Klingen zu bringen wie etwa, sagen wir mal, das lang zurückliegende, erste Hören einer Platte von Fairport Convention.
Nein, neue Werke solcher Cracks wie James Y., King Creosote, Alasdair Roberts, The Unthanks (manche Cracks sind weiblich), Sam Lee usw bringen die Schwingung des Uralten in eine seltsam drängende Gegenwärtigkeit. So singt James Yorkston auf seiner neuen Platte (ich lese das in ersten Rezensionen auf anydecentmusic.com, solche „reviews“ wecken die Neugier, wenn sie gut sind, die eigenen Vertrautheit mit einem Künstler mischt sich mit der Fremdwahrnehmung des einem selbst noch Unbekannten!) von den Problemen einer Langzeitbeziehung (was schon sehr lebendig rüberkommen muss, um nicht im Einerlei des Problemalltags zu versinken), oder von der Zeit einer ernsten Erkrankung seiner Tochter: nachts traf er sie in der Küche vor dem Kühlschrank, und sie erzählte Daddy, dass sie geträumt habe, sie sei eine Katze aus einem Buch (sic, der Titel!).
Ganz gewiss mischt sich bei Yorkston dann auch das Private mit dem Mythologischen, die Fragmente der eigenen Historie münden in eine grössere Erzählung, in der Menschen wie du und ich vorkommen, und einige dieser Menschen (der Lauf der Zeit, ein zentraler topos der Folkmusik: einst noch bedrohliches Hier und Jetzt, ein paar (gefühlte oder wahrhaftige) Jahrhunderte später nur durch ein Lied am Leben gehalten) verschwinden auf einmal einfach so und für immer: sie mischen sich in die Figuren eines Kinderbuches, und werden von einem Zauber ins Nirgendwoland verbannt, sie werden von einem Lied der Beatles aufgesogen und verschwinden mit Lucy in einer Himmel aus Diamanten, sie sterben bei einem Autounfall in Madrid, weil sie zum falschen Augenblick Lust auf einen Soft Drink hatten.
James‘ Tochter ist meines Wissens wieder gesund geworden, und die Gesänge im Haus mögen ihre heilsame Wirkung getan haben. Aber nun wird es wirklich Zeit, dass die CD am 10. August erscheint (Domino Records). Es kann nicht sein, dass Sie, sofern Sie diesen Text mit Lust gelesen (und einen grundsätzlich positiven Draht zur schottischen, irischen, englischen Folk Music haben) nun nicht, fast fiebrig, einen zügigen Blindkauf ins Auge fassen!