Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

Kennen Sie den Unterschied zwischen Roman- und Musikrezensionen? Ganz einfach, in der Besprechung einer CD kann einem nichts verraten werden, was die sich daran anschließende, mögliche Freude trübt. Aber von der Handlung eines Romanes kann einem zu viel enthüllt werden, es sei denn, es gibt kaum Handlung, oder der Buchautor verweist auf die Bedeutungslosigkeit der Story im Verhältnis zum Stil und Sound des Buches. Letzteres können allerdings nicht viele Schreiber, manche täuschen mit postmodern verlinkten Alibis über ihre Geschichtenarmut hinweg, wogegen ein Miguel De Cervantes es sich leisten konnte, die Überschriften der Kapitel seines Don Quichote mit pointierten Inhaltsangaben zu versehen.

Daraus ergeben sich Konsequenzen: so überfliege ich bloss bei Romanrezensionen, etwa auf der Webseite der KrimiCouch-Leute, die langen und leidenschaftlichen Besprechungen – und filtere aus dem Erhaschen fragmentarischer Sätze, ob das jeweilige Buch für mich in Frage kommt. Bei Musikrezensionen (besonders bei Platten, auf die ich heiß bin, und die noch nicht erschienen sind), verschlinge ich jedes Wort, und höre nur auf, wenn ich merke, dass der Autor Unsinn erzählt, und etwa der letzten, volldoofen Coldplay-CD vier Sterne vergibt.

Hier nun möchte ich Ihre Neugier lenken auf zwei Produktionen von Sängerinnen, die im August erscheinen werden. Die eine CD stammt von Cat Power (mit bürgerlichem Namen Chan Marshall). Viele haben gewiss Ihr letztes Studioalbum von 2006 in guter Erinnerung, THE GREATEST. Das Album wird SUN heißen, und es ist eine Überraschung, dass sie alle Stücke komplett selbst eingespielt hat. Ein wahres Soloalbum also.

Anders verhält es sich bei der neuen Arbeit von Greta Aagre und Erik Honore. In diesem Songreigen, mit dem Titel YEAR OF THE BULLET, bewegt sich die Stimme der Norwegerin durch Landschaften, die von Jan Bang, Arve Henriksen und anderen gestaltet werden. Zu letzterem Album schrieb mir Erik Honore u.a.:

I’ve been working on an album with Greta for a while, but it took some helpful input from David Sylvian for us to finish it. He liked the material, but more importantly: he is very good at pinpointing both strengths and weaknesses in a constructive way and suggesting improvements.

So now it’s finished, and it will be released by Jazzland in August.

My question is: Would you have the time to listen to it? Since it is „self produced“ I’ve had good experiences of getting outside perspectives on it, and though it is now finished it’s still time for minor changes if needed.

This depends entirely on whether you can relate to the music or not, of course. So please be totally honest about that – I’ve no problem with criticism, or that it’s just not your cup of tea, or if it feels „too close“ to comment on.

Nun, ich konnte allerdings in Beziehung treten zu diesem Album, und deshalb vertraue ich auf Ihr Langzeitgedächtnis: YEAR OF THE BULLET wird für etliche Hörer eine Entdeckung sein im Spätsommer. Ich verspreche nicht zuviel. Und das eine Lied, das ich von Cat Powers neuem Werk hören konnte, macht auch neugierig: durchbricht da jemand die Komfortzone der eigenen Melancholie?

Die weltweit erste Besprechung der CD von Greta Aagre und Erik Honore wird es evtl. bei den Manafonistas geben. Und hier der Text eines der neuen Lieder von Cat Power, Ruin, den man sich auch im Netz anhören kann. Mehr als jedem fremdgeschriebenen Wort sollte man den eigenen Ohren trauen.

I’ve seen gypsies who made it all the way
And kept going, kept rolling with nowhere to go
Nowhere to go.

As far as I’ve seen from the bush
The wilderness, to every known city
I’ve been to Saudi Arabia, dug up Calcutta
So where to? Mozambique, Istanbul, Rio, Rome
Argentina, Chile, Mexico, Taiwan, Great Britain
Belfast, to the desert, Spain,
Some little bitty island in the middle of the Pacific
All the way back home, into my town
Into my town
Bitching, complaining from some ṗeople who ain’t got shit to eat
Bitching, moment, so many people you know they got

What are we doing?
We’re sitting on a ruin
What are we doing?
We’re sitting on a ruin

This entry was posted on Dienstag, 19. Juni 2012 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

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