Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2012 12 Jun

Gregor öffnet seinen Plattenschrank (19)

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | 1 Comment

Und noch eine Platte letztes Jahr verpasst, sie wäre garantiert in meinen persönlichen Top 30 gelandet: Matana Roberts – Coin Coin Chapter One erschienen am 13.05.2011. Ein sehr informativer Artikel findet sich auf spex.de – hier kann man auch Kostproben hören.

 
 

 
 

Noch nicht erschienen ist die neuste CD von Neneh Cherry And The Thing: The Cherry Thing – allerdings kann man sich diese herausragende CD auf dem Sender unseres Vertrauens npr.org im Moment in voller Länge anhören.

 
 

 
 

Ja, und jetzt muss ich einmal mehr den Bücherschrank öffnen. Charles Yu hat seinen ersten Roman geschrieben, das Handbuch für Zeitreisende. Zunächst war ich mir gar nicht sicher, ob ich dieses Buch überhaupt lesen sollte. Der Protagonist ist Reparateur von Zeitmaschinen im Kleinuniversum 31. Sein Hund Ed existiert ontologisch, aber nicht real usw. Muss ich mir das geben? Zwar mag ich jede Art skurriler Literatur, das schien mir aber denn doch zu viel zu sein. Dann aber: Durch den ganzen Roman zieht sich der Wunsch des Ich-Erzählers, seinen Vater wiederzusehen. Und: Es geht immer wieder um die Frage, wie wir unser Leben zu leben gedenken. Nicht gerade eine unwichtige Frage. Deshalb blieb ich bis zur letzten Seite dem Buch treu und habe es nicht bereut. Hier ein paar Kostproben:

 
 

 
 

„Wie oft habe ich diese Schleife schon absolviert, weil ich mich nicht vorwärtsbewegen wollte? Wie viel Zeit meines Lebens habe ich damit verbracht, den immergleichen Zyklus von Ereignissen zu durchlaufen, habe aus ihnen zu lernen versucht … Warum lerne ich nie dazu? Warum mache ich nie etwas anders? … Es läuft auf drei Wahlmöglichkeiten hinaus. Nummer eins: Ich könnte hier drin (in der Zeitmaschine) bleiben, könnte die Vergangenheit ändern … ich könnte meinem Leben entfliehen. Aber das würde bedeuten, dass ich mich nicht vorwärtsbewege. Das würde bedeuten, dass ich meinen Vater aufgebe, ihn in seinem Gefängnis sitzen lasse, wo immer er sein mag. Nummer zwei: Ich kann so weitermachen wie bisher, kann mich vom Sog der narrativen Schwerkraft, der Kreisbahn meines torusförmigen Vektorfeldes weiterziehen lassen. Nichts wäre leichter, als diesen Kurs beizubehalten, den Kurs minimaler Aktion, den Weg des geringsten Widerstandes. Wäre das so schlimm? Und dann ist da noch die dritte Option. Ich könnte aus der Maschine steigen und mich dem stellen, was auf mich zukommt. Statt einfach nur zuzulassen, dass mir die Ereignisse meines Lebens weiterhin widerfahren, könnte ich herausfinden, wie es wäre der Protagonist meiner eigenen Geschichte zu sein … Ich kann weiterhin meinem vorgezeichneten Weg folgen und dabei die Verantwortung für meine Handlungen dem Schicksal übertragen, dem, was mich geprägt hat, und dem, was ohnehin geschehen wird, wie ich weiß … Das sind also meine Möglichkeiten: Ich kann zulassen, dass mir die Ereignisse meines Lebens widerfahren. Oder ich kann mir eben diese Handlungen zu eigen machen. Ich kann in meiner Gegenwart leben, mit dem Risiko zu scheitern …

Und welche Musik legen wir zum Lesen auf? Na, klar: Einmal mehr Brian Eno: Apollo

 
 

 

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1 Comment

  1. Michael Engelbrecht:

    Heute ist Apollo-Tag, Gregs. Von der Icebreaker-Version (ihrer Existenz außerhalb der Zeitmaschine) warst du hoffentlich überrascht. Und vielleicht kommt ja Neneh Cherry zum Punktfestival?! Mit den Manafonistas würde ich gerne bei Mother India essen gehen:) aber vorher muss ich noch aus einer Zeitschleife raus – :) – ,sonst wäre das köstlichste Vindaloo nur eine Droge, brother.


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