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Archives: Yasuaki Shimizu

Bereits mit den ersten Takten von Ashita stolpern wir in einen ungehört und sogartigen Metarhythmus irgendwo zwischen Tribal und Wave, der schnell befremdlichste und dennoch treibende Formen annimmt. Es ist kaum zu glauben, dass das vierte Soloalbum von Yasuaki Shimizu Kiren 38 Jahre irgendwo in den Archiven herumlag und jetzt zum ersten mal veröffentlicht wird. Eigentlich war das Werk des japanischen Jazzsaxophonisten und Meister des Art-Pop als Abschluss der Trilogie aus seiner Band Mariah’s Utakata No Hibi und dem Soloalbum Kakashi gedacht, kam aber nie auf den Markt nachdem Kakashi in Japan unverständlicherweise floppte. Aber entweder es hat niemand die Musik wirklich gehört bevor die Frage der Veröffentlichung geklärt wurde oder man befand sie in aller Konsequenz ihrer Zeit mindestens 38 Jahre voraus.

 

„At that time I could recognize that all of the various scattered elements I had been interested in since I was a child were collecting together inside of me and becoming a single organic material“.

 

Dennoch entstand aus den vielseitigen musikalischen Interessen Shimizu’s ein verstörendes, atmosphärisch homogenes Album, dass nahtlos japanische und westliche Musikelemente und archaischste Rhythmen zusammenbringt mit futuristischen synthetischen Klängen, sowie der Wärme des Atems durch das oft wenig konventionell gespielte Saxophon. Momo No Hana ist eine kalte Collage von Loops und Fragmenten unbekannter Herkunft, die dennoch fraglos schlüssig er- und mit stolperndem Herzschlag ausklingt und das folgende Asate, das minimalistisch einen Saxophonretrosound mit kargen, fragmentarischen Beats unterlegt, fast noch am konventionellsten wirkt. Kagerofu ist ein Meisterstück der Fourth World Music mit wuchtigen Buschrhythmen, verfremdeten Samples und unheimlichen Stimmfetzen, das man auch in zweihundert Jahren noch auf einem Volksfest auf dem Mars wird spielen können. Auf Peruvian Pink tanzen skurrile Beats mit einem synthetischen Dudelsack, immer, wie auch bei den anderen Stücken von Morio Watanabe’s abgründigem Bass unterlegt und bei Shiasate treibt ein schnelles Schlagwerkmuster den Bass und einige verfremdete Blasinstrumente vor sich her. Mit Ore No Umi schließt das Album funky und sabotiert, wie schon der ganze Rest, jegliche Hörgewohnheiten, püriert genüßlich Erwartungen, spielt mit bekannten Elementen, um die Abzweigung zu subtilen wie drastischen Vexierspielchen nie zu verpassen und bleibt dennoch futuristisch jazzy und relaxed, wenn es gelingt sich auf das Universum des Yasuaki Shimizu einzulassen. Offen bleibt dann nur wo das enden könnte: vielleicht in einem moebius’schen Flugsessel für Psychonauten, einem Jazzfest auf einem Saturnmond oder einer filigranen Orgie auf einem Retrospaceship mit Überlichtgeschwindigkeit. Egal eigentlich, ist doch die Welt nie mehr die Gleiche wir zuvor nach dem Hören dieses Albums. Noch habt ihr die Wahl …

 

 


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