Manafonistas

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Archives: Ghost Caravan

From my Punkt  2019 review: „For someone who has a critical attitude towards the historical baggage of big church organs as being (amongst everything else) instruments of intimidation, I must confess: I liked his journey – turning the grey old pathos into a lovely playground, at least most of the time. A blue fade-out at the end would have been far better than his big „brumm brumm“, an all too simple crowd-pleaser for regular churchgoers. Anyway, Stale‘s church organ moods were quite light, and I could imagine, at one moment, a Bo Hansson tune from „Lord of the Rings“ shining around the corner. From the days of old.“

 

 

 

 

Es muss ja nicht immer „Discreet Music“ sein. Ohne grosse Vorankündigung, und in keiner weise geplant, findet derzeit ein kleines Parallellesen unter zwei Manafonisten statt. „Devil House“, vom Mastermind der Mountain Goats, erscheint allerdings erst Anfang kommenden Jahres, und ist eine falsche Fährte. Allerdings freue ich mich darauf schon. Nein, hier geht es nun um ein anderes Buch. Viel Musik, schräge Typen und eine schöne Frau, das passt doch ins Anforderungsprofil unserer männlichen Mitarbeiter mit leichtem Macho-Faktor, oder?! Kleiner Scherz, aber genau das kommt, flapsig sagt, in dem neuen Roman des niederländischen Schriftstellers Maarten ’t Haart vor, der, toll übersetzt, beim Piper Verlag erschienen ist, und von einer Liebe in einer kleinen Hafenstadt Mitte der 80er Jahre erzählt. Aber eben Maarten ‘t Hart-style. Sowohl Rosato wie ich lesen jeden Abend ein kleines Kapitel dieses Buchs, das er schon als Meisterwerk bezeichnet, und mich, zu meiner eigenen Überraschung, in seinen Bann zieht. Denn, bei aller Liebe zu zwei Romanen des Niederländers, die ich vor langer Zeit einmal las: eine Geschichte, in der es vor Kirchenorgel-Sounds  nur so wummert, kann bei meinen Erfahrungen mit der Orgeln in katholisch gepushter Kindheit eigentlich kaum Anklang finden. Ich habe mich getäuscht.

 

 

 

 

Zwar wird das Buch für unseren Freund der Klassischen Musik eine Seelenspeise ohnegleichen sein, mir fehlt da der  Bezug zu einem Grossteil der Töne, die mir da auf den ersten fünfzig Seiten orgelpfeifenselig unterkommen. Aber das macht überhaupt nichts, so wunderlich skurril sind die Figuren, und der Protagonisten des Romans ist mir sehr sympathisch, mit seinem leisen, aber scharfen Humor, und seiner Lust, calvinistisches Frömmeln in seine zweifelhaften Bestandteile zu zerlegen. Ja, in seiner Erzählweise füttert er eine alte Tradition meiner eigenen Geschichte als Leser, herrlich doppelbödige Schmöker, die sich durch einGespür für Urkomisches und  Absurdes und auch Romantisches auszeichnen, von E.T.A. Hoffmann bis Ernst Augustin, von H.C. Artmann bis Italo Calvino. Und was das Staunen über die Welt der Klänge angeht, das brauche ich im Soundtrack eines Buches keinen Eno und keinen Coltrane, keine Beatles, und keinen Miles Davis. So wie der fabulierende Niederländer erzählt, lass ich mich gerne, ohne grössere Widerstände, auf diese Story mit ihren ganz speziellen „drones“ ein, rund um das nächtliche Stimmen von Orgeln. Wer weiss, wohin das Buch mich noch führen wird… hinterher werde ich mir aber bestimmt keine Platten mit Orgelmusik anhören. Naja, einer Platte gebe ich nun tatsächlich eine zweite Chance: „Ghost Caravan“, Stale Storlokkens Solo-Orgel-Musik auf Hubro – dieser hervorragende Musiker hat schliesslich bei Supersilent und mit Terje Rypdal gespielt. Auf den  Roman werden wir hier auf jeden Fall zurückkommen.


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