Einmal ist die Musik grossartig, und zum anderen hat sich damit der Kreis meiner Zeitreisen in diesem Monat geschlossen, die mich tief in den Oberen Bayerischen Wald geführt haben.
Das erste ECM-Album von Steve Tibbetts, „Northern Song“, kam via jazz by post, Gleichmannstrasse 10, im magischen Sommer 1982, in meine Souterrainwohnung nach Bergeinöden, King Crimson sah ich erstmals live in Nürnberg, neben Neil Young & Crazy Horse und den nicht mehr ganz so fesselnden Jethro Tull, ebenfalls in jenem „summer of love“. Jedem sein kleines Woodstock!
Es handelt sich um Ausgrabungen aus den frühen und den späten Achtzigern. Zwei Gitarristen, zwei aussergewöhnliche Alben. „Washington Square Church“ (July / August 1981) zeigt den jungen Robert Fripp auf seiner ersten Frippertronics-Tour, die CD / DVD (mit Surround-Version) erscheint in diesen Tagen. (Ein Klick aufs Foto vergrössert den Anblick.) Er spielte in Cafés, Clubs, und damals bereits gerne in sakralem Ambiente. Auf dem in Bälde erscheinenden Riesen-Box-Set „Robert Fripp: Exposures 1977 – 1983“ tauchen, neben diversen Studioprojekten, 83 Stunden voller „frippertronics“ (blu-ray) auf. Also sage niemand, diese bloss rund einstündige Versenkung in Fripps Gitarren- und Loop-Universum wäre harter Tobak. Deep listening recommended!
Diese Empfehlung gilt auch für das „blaue Album“. Steve Tibbetts‘ Werk entstand 1987-88 in St. Paul, Minnesota, und erschien 1989 bei ECM Records. „Big Map Idea“ ist momentan ein Sammlerstück, zumindest, wenn man es als LP oder CD haben möchte – die Suche lohnt sich, und das sage ich nicht, weil die liner notes von mir sind, ein ziemlich langes Interview mit Steve Tibbetts, und eines meiner Tickets in meine Radiogeschichte. Neben meinen ersten Treffen mit Harald Rehmann (DLF), Volker Bernius (HR) und Michael Naura (NDR). Und einem Jahr Jazzthetik.
Von Anfang an habe ich dieses Album geliebt, schon bevor ECM mein Gespräch mit Mr. Tibbetts „einkaufte“. Absolut famoses Opus, neben Steve Tibetts an Gitarren, Dobro, Kalimba, Pianolin, und Tapes agieren Marc Anderson, Congas, Steel Drums, Percussion, Berimbau, Marcus Wise, Tabla, und Michelle Kinney, Cello. Über Steve Tibbetts‘ bislang letztes Album „Life Of“ (2019) habe ich ebenfalls mit ihm gesprochen – hier der komplette Text …