Manafonistas

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Auch wenn ich nicht der gröBte Liebhaber von Jahreslisten bin, mach ich doch hie und da mit. Eine der letzten Listen im jährlichen Aufmarsch ist der EL INTRUSO Critics Poll, an dem mehr als 60 Kritiker weltweit teilnahmen. Die Bandbreite an verschiedenen musikalischen Universen und Hör(er)dramaturgien bleibt erstaunlich und das Gesamtergebnis hat seine bedenklichen und merkwürdigen Seiten. Ab und zu geht’s auf keine Kuhhaut, zB wenn Musiker und Gruppen genannt werden, die nicht oder kaum noch auftreten (für mich eine zentrale GröBe) oder sogar schon nicht mehr leben. Viele sitzen sehr in eigener Höhle. Es ist die allerdings die Evidenz der Tatsächlichkeit und man kann noch das eine oder andere entdecken.

 

Immer noch schlicht ein Skandal, dass wieder so wenige Europäer einen gebührenden Platz bekommen haben. Das geht anno 2022 gar nicht mehr. Rodrigo Amado ist schon länger die groBe Ausnahmen, auf die sich viele einigen können.

 

Ich habe mich daran orientiert, welche Gruppen und Musiker ich tatsächlich live gesehen habe oder die auch sonst verfolgen konnte. Und es kam mir darauf an, jüngere Musiker als Gegengewicht einzubringen. Und einige Male, habe ich mich dafür entschieden, nicht den groBen Namen zu bringen, sondern einen hervorragenden anderen, der Aufmerksamkeit verdient. Joe Lovano gehört bei den Tenorsaxophonisten sicherlich zu den gröBten, aber Tobias Delius musste von mir aus diesmal Erwähnung finden. Das Problem bei solchen Listen ist ja auch, dass es keine klaren, für alle leitenden Kriterien gibt und somit automatisch ein Sammelsurium programmiert ist. Es stellt sich dann aber am Ende heraus, wer – aus welchen guten oder zweifelhaften Gründen – hoch btw. am höchsten gehandelt wird. Hier meine Liste auf Elintruso und HIER der Link zum gesamten Panoptikum:

 
 
 

EL INTRUSO 2022

Henning Bolte

 
 

Musician of the Year:

Sylvie Courvoisier, Ingebrigt Håker Flaten,  Alexander Hawkins 

 

Newcomer Musician: 

Nick Dunston, Kateryna Ziabliuk, Sun-Mi Hong 

 

Group of the Year:

Kaja Draksler Octet  

Amir ElSaffar Rivers Of Sound

Paal-Nilssen Love Circus 

 

Newcomer Group: 

Pietre  (Alessandro Fongaro/Nicolo Ricci/Jesse Schilderink/Sun-Mi Hong)

Økse (Mette Rasmussen/Petter Eldh, Savanna Harris, Val Jeanty)

Mysterial Layers (Sanem Kalfa, Marta Warelis, Tineke Postma, Sun-Mi Hong)

 

Album of the Year:

Jakob Bro/Joe Lovano – Once Around The Room (A Tribute To Paul Motian). ECM

Ruben Machtelinckx/Arve Henriksen – A Short Story. Aspen Edities

Vadim Neselovskyi – Odesa – A Musical Walk Through A Legendary City. Sunnyside

 

Composer: 

Amir ElSaffar, Roberto Bonati, Petter Eldh

 

Drums:

Hamid Drake, Jim Black, Michele Rabbia

 

Acoustic Bass:

Claude Tchamitchian, Thomas Morgan, Petter Eldh

 

Electric Bass:

Steve Swallow, Simon Jermyn, Dan Peter Sundland 

 

Guitar:

Eivind Aarset, Gordon Grdina, Marc Ducret 

 

Piano:

Sylvie Courvoisier, Kris Davis, Jason Moran

 

Keyboards/Synthesizer/Organ:

Craig Taborn, Dan Nicholls, Kit Downs

 

Tenor Saxophone:

Rodrigo Amado, Charles Lloyd, Tobias Delius

 

Alto Saxophone:

Steve Coleman, Mette Rasmussen, Silke Eberhard

 

Baritone Saxophone:

Mats Gustafsson, Guiseppe Doronzo, John Dikeman

 

Soprano Saxophone:

Alexandra Grimal  

 

Trumpet/Cornet:

Amir ElSaffar, Ambrose Akinmusire, Arve Henriksen 

 

Clarinet/Bass Clarinet:

Aviva Endean, Oguz Büyükberber, Louis Sclavis

 

Trombone:

Jacob Garchik, Samuel Blaser, Gianluca Petrella  

 

Flute:

Naïssam Jalal, Sylvaine Hélary, Mark Alban Lotz

 

Violin/Viola:

Régis Huby, George Dumitriu, Mat Maneri

 

Cello:

Vincent Courtois, Tomeka Reid, Judith Hamann

 

Vibraphone:

Taiko Saito, Pasquale Mirra, Christopher Dell

 

Electronics:

Jan Bang, Ikue Mori, David Torn 

 

Other Instruments:

Gordon Grdina (oud), Mishiyo Yagi (koto), Sophie Bernado (bassoon)

 

Female Vocals:

Elaine Mitchener, Sanem Kalfa, Sunny Kim 

 

Male Vocals:

Theo Bleckmann   

 

Record Label:

Clean Feed, Relative Pitch Records, Pyroclastic Records

 

This entry was posted on Freitag, 20. Januar 2023 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

7 Comments

  1. Henning Bolte:

    Eine Liste entlang von Instrumentkategorien ist natürlich auch nicht das Gelbe vom Ei. Es ist nun aber mal die US-Amerkanische Standardform, der immer noch weitgehend gefolgt wird und bei der selbst die Fachleute nicht selten danebenhauen. Nicht ideal, aber es sei so …

  2. ijb:

    „Die Bandbreite an verschiedenen musikalischen Universen und Hör(er)dramaturgien bleibt erstaunlich“

    …wobei man wohl doch dazu sagen muss, dass es sich ausschließlich um Musik/er/innen aus dem Genre „Jazz“ bzw. Improvisiertes handelt, mit der einen oder anderen Ausnahme (Aviva Endean, Theo Bleckmann)

  3. Anonymous:

    Danke für die Liste!
    Christoph aus Frankfurt/Main

  4. Henning Bolte:

    Ja @Ingo, ELINTRUSO ist vom Ursprung eine Jazz Plattform und die Beteiligten rekrutieren sich aus dem Jazzfeld. Kerngebiet ist sicher Jazz und Freie Improvisation. Frage ist, ob man heute noch klare Linien entlang hergebrachter Genres ziehen kann. Es wäre interessant, eine Reihe von Blindfoldtests zu machen, um zu sehen, ob und wo zur Zeit abgrenzende Merkmale und Charakteristiken ausmachbar sind. Es gibt ja auch noch andere Musiker in meiner Listen, die teilweise weit über diese alten Linien hinausgehen wie Elaine Mitchener, Sanem Kalfa, Sunny Kim, Jan Bang, Judith Hamann oder Sylvie Courvoisier. Im Bereich Neue Musik gibt es inzwischen eine ganze Reihe fähiger Improvisatoren, die ebenfalls Grenzungen überschreiten. Man denke nur an die Arbeit vn Teilen des Ensemble Modern mit Jan Bang.

  5. Henning Bolte:

    Gerne, Christoph. Solche Listen können auch Fundgruben sein!

  6. Henning Bolte:

    Jan Bang kann man ja auch nicht Jazz oder herkömmlicher Freier Improvisation zuordnen. Seine Praxis teilt sich in verschiedene Gebiete, Studioarbeit und Bühnenarbeit. Ja, und er arbeitet auch mit Jazzmusikern zusammen und improvisiert viel auf seine Weise. Ich muss an einen besonderen Duo-Auftritt von Jan Bang mit Jason Moran in Molde denken. Beide agierten von einer unterschiedlichen Geschichte und einem unterschiedlichen Geschichtsbewusstsein und waren in der Lage auf das momentan Gespielte kreativ und diskursiv zu reagieren. Erstaunlich! Fats Waller und ein estnischer Folksong, wie wo treffen, trafen sie sich?

  7. Anonymous:

    genau Fundgruben!
    ca. die Hälfte deiner Liste deckt sich mit meiner:-)
    Aber die andere Hälfte kenne ich nicht oder nicht gut.
    Grüße
    Christoph


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