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2022 19 Dez

Messi. The winner … Takes it all …

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 20 Comments


 
 
 

Vor den Spielen schrieb ich: gegen Qatar, aber für Fußball. Nach dem Jahrhundertspiel schreibe ich nichts mehr. Nie war meine Leidenschaft größer, irritierter, wechselhafter als bei dem gestrigen Finale. Ich hielt zu Frankreich. Mbappé, unvergleichlich, er schoss die meisten Tore bei dieser WM. Mich fesselte geradezu seine überirdische Geschwindigkeit, verbundener mit jedem Trippelsieg. Und dann kommt dieser kleine, immer schlecht gelaunt aussehende Überflieger, jeder Pass ein zielgerades Treffen, jedes Penalty durch Verzögerungstaktik „drin“. Ich wurde sein Fan. Und er wurde König. Nie habe ich solch Spannung aushalten müssen. Nie waren die Tränen des Glücks so nah den Tränen des Schmerzes. Ich bin sicher, Macron hatte für die gesamte Spielverlängerungszeit seine Präsidentschaft vergessen, er war nur Fan , wie alle Fußballverrückten. So ein Spiel hat es gebraucht, um den Fußball wieder attraktiv zu machen.

 

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20 Comments

  1. Jochen:

    Merci, Lajla.

    Best final ever.

  2. Olaf Westfeld:

    Eines der besten Spiele ever, oder?! Unglaublich!

  3. Michael Engelbrecht:

    Keine Frage, was für ein Drama. A fantastic game. Aber es liegt eine unauflösbare Gemengelage über dieser Inszenierung. Die Hinterhältigen behalten die Macht, die Sippe um Infatino, die selbstgefälligen Emire, instrumentalisieren die „Fussballromantik“ auch weiterhin. Es gibt kein Korrektiv. Sebastian Fischer schreibt in der SZ:

    Genau das, was Katar wollte

    Doha – Drei Männer standen auf der letzten Bühne dieser Weltmeisterschaft und hatten, was sie wollten. Lionel Messi, der beste Fußballer seiner Zeit, bekam nach dem letzten WM-Spiel seines Lebens den WM-Pokal überreicht, den letzten, der ihm in seiner großen Karriere noch fehlte. Tamim bin Hamad al-Thani, der Emir Katars, warf ihm für das prominenteste Foto des ganzen Turniers einen Bischt über, ein arabisches Gewand. Gianni Infantino, der Fifa-Präsident, applaudierte grinsend.

    „Die beste WM aller Zeiten“, so hat Infantino dieses Turnier schon genannt, da hatte es noch nicht mal angefangen. Es war das übliche, gnadenlos überdrehte Fifa-Branding, aber diesmal wirkte es besonders grotesk, ob all der Debatten um diese WM, über Korruptionsverdacht, Menschenrechtsverletzungen, Geopolitik. Das beste Finale der Geschichte, das klingt nun auch nach Infantino. Aber es stimmt. Hilft ja nichts, möchte man sagen.

    Es wird von der WM zwei Erzählungen geben, die man nach diesem spektakulären Endspiel zwischen Argentinien und Frankreich noch schwerer voneinander trennen kann. Der große Sport: Messi, der sich mit so begabten wie entschlossenen Helfern an seiner Seite noch mal aufmachte, um die Franzosen um Kylian Mbappé zu schlagen, seinen wahrscheinlichsten Nachfolger als Weltfußballer, der zwischendurch mit seinen drei Toren aussah wie ein Weltmeister im Alleingang. Nicht zu vergessen die Marokkaner, der erste afrikanische WM-Halbfinalist der Geschichte. Und daneben die große Inszenierung.

    Messi gegen Mbappé, da spielten zwei von den katarischen Besitzern bestens bezahlte Fußballer gegeneinander

    Katar hat angeblich rund 200 Milliarden Euro seines schier unbegrenzten Reichtums ausgegeben für diese WM, um als kleines Land in der Golfregion für die Augen der ganzen Welt sichtbar zu sein. Viel sollte dafür lieber nicht so groß ins Bild rücken, wie die Regenbogenfahne (und ihr entfernter Verwandter, die „One Love“-Binde) oder Zeichen des Protests gegen das Regime von Katars Geschäftspartner Iran. Manches wirkte gut versteckt: Am Final-Stadion Lusail mit seiner goldschimmernden Fassade waren die Porträtfotos von Gastarbeitern, von denen sich so viele für diese Weltmeisterschaft abgeschuftet haben, hinter der WM-Dekoration verborgen. Dass beim Eröffnungsspiel, das Katars Team chancenlos verlor, die katarischen Zuschauer schon nach der Halbzeit gingen? Im Fernsehen kaum zu sehen.

    Bestens im Bild dagegen alles, was bombastisch aussah, die Arenen, die Show. Vor dem Anstoß, jedes Mal laut aus den Boxen: „Let’s get down to business“ von Tiësto. Bestens im Bild zum Auftakt die erste große politische Geste des Turniers: Wie auf der Tribüne der Emir neben Kronprinz Mohammed bin Salman aus dem benachbarten Schurkenstaat Saudi-Arabien saß, jenem Land also, das noch 2017 eine Blockade gegen Katar anführte. Und bestens im Bild nun auch jene Szene zum Abschluss, in der sich noch mal der ganze Plan verdichtete: Wie Scheich Tamim bin Hamad al-Thani dem verdutzten Messi den Umhang überwarf. Sie trugen dann beide Schwarz-Gold, als wären sie im gleichen Team.

    Messi gegen Mbappé, da spielten eben nicht nur die zwei besten, sondern auch zwei von den katarischen Besitzern von Paris Saint-Germain bestens bezahlte Fußballer gegeneinander. Mbappé kam wie Messi mehrmals auf die Bühne, um sich seine Individualtrophäen abzuholen, wurde hier und dort für Fotos hingeschoben. Auch das waren weitere Belege dafür, wie gut Katars Plan mit dieser WM aufgegangen ist.

    Die Geschichte des Finales, dieses wunderbaren Spiels mit seinen Wendungen und großer Finesse, haben die Katarer nicht inszeniert. Das war Fußball, in seiner schönsten Form, begeisternd für alle, die dabei zusahen. Genau deshalb haben sie ihn ja gekauft.

  4. Anonymous:

    Noch spannender und fussballtechnisch besser als die WM 1966.

    Ach, die alten Namen: Uwe Seeler, Helmut Haller, Sigi Held, Overath, Beckenbauer, Tilkowski, Sepp Maier …

  5. Hans-Peter Müller:

    Messi ist Angestellter (!) von Tamim bin Hamad al-Thani, Emir von Qatar. Kein Wunder das mit dem Bisht aus der Hand seines Arbeitgebers (der Lawrence-von-Arabien-Moment). Wette mal: Geld floss die ganze Zeit, ob beim Ausscheiden Deutschlands oder beim Sieg der Argentinier. Keine Superlativen sind angebracht, mit Ausnahme eines Abgrunds von Korruption.

  6. Lajla:

    Aber Fußball spielen, muss man trotzdem können, n‘ est-ce pas?

  7. Michael Engelbrecht:

    Man kann zu diesem WM Ereignis ein Oberseminar an der Psychologischen Fakultät abhalten über das Reduzieren von kognitiven Dissonanzen. Ein ideales Thema dafür!

    Um sich dür das reine Spiel zu begeistern, muss man zwangsläufig viel, sehr viel ausblenden. Das konnte in diesen 150 Minuten sicher ganz gut gelingen für Fussballfans.

    Das 5:2 meines BVB gegen Bayern im Pokalfinale 2012 hat mich allerdings noch mehr begeistert😂

    Und ich neige nie, aber auch nie, zu Heldenverehrung. Das kann zum Fetisch werden.

  8. Jochen Siemer:

    Ist ja auch schon wieder Schnee von gestern, die WM. Interessant sind allerdings auch unschlüssige Deduktionen a la: „Jeder Finalfan ist auch ein Fifafan.“

    Mafia heisst jetzt MaFifa, mit dreissig Prozent mehr drin.

    Bin weder BVB- noch Watzkefan. Es gibt nur ein Werder Bremen.

    Eine kognitive Dissonanz auch beim argentinischen Torwart: ein Tier, ein genialer Kotzbrocken. Die deutschen Spieler dagegen brave Musterschüler, Internats-Zöglinge.

  9. Michael Engelbrecht:

    😅

  10. Ursula Mayr:

    Die Deutschen sind generell schwach im Angriff.

    Ob das die Abwehr gegen ein ungünstiges politisches Erbe ist?

  11. Jochen:

    Beisshemmung, Schuld-Syndrom, notorische Anständigkeit. Wir sind ja auch „Zöglinge“ der Amis, selbst nicht wehrhaft. Dog eats dog: der eine kriegt den fetten Happen, der andere dackelt schuldbewusst davon.

  12. Olaf Westfeld:

    Da bin ich unsicher, es gibt doch eine Tradition der sehr kompromisslosen deutschen Defensivspezialisten, oder? Förster, Köhler, Boateng, Schumacher im Halbfinale 1982, Neuer 2014, …, ich könnte weiter machen – alles Spieler ohne Beisshemmung. Dieses Jahr war es aber wirklich anders.

    Insgesamt ist und bleibt diese WM eine Vollkatastrophe, ich habe auch so wenig Fußball geschaut wie selten. Das Finale dann aber *schwärm* ein geiles Fußballspiel. Und viel spannender als dieses DFB Finale, wo ich durchgehend das Gefühl hatte, die Bayern wären einer weniger auf dem Platz (ähnlich wie das Halbfinale 2014 gegen Brasilien).

    Aber, klar, ein erinnerungswürdiges Spiel, auch für nicht Dortmund Fans – auch wirklich toll.

  13. Jochen:

    Effenberg nicht zu vergessen, Olaf. Oder Berti Vogts.

    Es vollzog sich aber mit Klinsmann, Löw und Flick auch eine Wende zu mehr Liberalität abseits patriarchaler Herrschaftsmuster, die ich als sehr angenehm empfand.

    Wäre ich Zyniker, würde ich Felix Magath als neuen Bundestrainer vorschlagen.

  14. Olaf Westfeld:

    Ja, genau – Effe. Furchtbar unsympathischer Typ, definitiv ohne jegliche Beisshemmung.

    Diese Idee, eine Verteidigung mit Schlotterbeck innen und Süle außen aufzustellen, völlig unverständlich für mich. Aber naja, der nächste Titel dauert ohnehin noch ein paar Jahre oder Jahrzehnte, da kann man auch ein bisschen experimentieren.

  15. Olaf Westfeld:

    EM96: Wenn nichts mehr hilft, dann Eilts.

  16. Jochen:

    Wider das Vergessen: es gab eine lange Phase des Rumpelfussballs in Deutschland.

    Und das es mittlerweile Fussballerinnen und Kommentatorinnen gibt, die mit ihrem Sachverstand so manchen in die Tasche stecken, in dieser ehemaligen Männerdomäne, finde ich einfach geil.

  17. Olaf Westfeld:

    Jau, Quälix, back to the roots.

    Ja, 2004 wurde die Nationalmannschaft sympathischer. Und in den 10 Jahren danach wurde der Fußball auch immer schöner. Seitdem aber – von diesem Confed Cup abgesehen – Stagnation, leider. Gute bis sehr gute Spieler sind ja genug da, wenn nicht auf allen Positionen.

  18. Michael Engelbrecht:

    Fussballspiele, die mir so viel mehr wert warn als dieses Finale mit den ganzen katarischen Bademänteln auf der Tribüne:

    1963 endspiel BVB gegen Köln 3:1
    1965 endspiel Luverpool gegen BVB 1:2
    1989 endspiel BVB gegen Werder 4:1
    Die Spiele an den jeweils 34. Spieltagen 1994 1995 2011 2012, an denen wir die meisterschaft feierten
    Das Endapiel der Championsleage 1997 BVB gegen Turin (mit Rickens Jahrhunderttor)

    Einen Helden habe ich doch: Frank Mill😂😇

  19. Jochen:

    My favorite this year: Dortmund-Werder 2:3

    Divergente Interessenslagen ;)

  20. Michael Engelbrecht:

    Das war hart.

    Aber im kleinen Loslassen übt sich das grosse.

    Lao Tse, glaube ich.


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