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2022 19 Aug

Neil Young zwischen Erntemond und Eldorado

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | Comments off

Etwas Zeit vergangen, seit ich meine Nase 1971 oder 72 an einem Plattenladen in Paignton plattdrückte, und „After The Goldrush“ mein Einstieg in die Welt von Neil Young wurde. Wie Joey und Steely Dan, wie Martina und Pan American, wie Brian und Oregon, wie Ingo und Radiohead, wie Olaf und Lee Perry, wie Jan und Kraftwerk, wie Lajla und die Kinks, wie Uschi und Bob Dylan, wurden wir ein unzertrennliches Paar.

Und ähnlich wie bei Brian Eno Songs und Ambient Music zwei Pole seines noch   viel verzweigteren  Schaffens darstellen, so gibt es den Neil von „Harvest Moon“ und den Neil von „Eldorado“, die sanfte akustische Seite, und den „mad, guitar- and feedback driven rock“. Und so findet sich in der Diskografie des gebürtigen Kanadiers, manchmal auf einer einzigen Schallplatte (z.B. „Rust Never Sleeps“), jene Unberechenbarkeit, von der Jeff Tweedy von Wilco spricht, wenn er  ein Spätwerk der Beatles sein „platonisches Ideal“ nennt:

 

 

Die heftige  Seite von Neil Young brach besonders in den Achtzigern vehement durch und bescherte uns u.a.  jene magische E.P. namens „Eldorado“, die Ende 1989 nur in Japan erschien und hier als teurer Import gehandelt wurde. Seit Freitag gibt es das furios-lärmende Opus als Vinyl, und ich hörte die Scheibe zum ersten Mal. Explosives in audiophiler Qualität – schöner klang „noise“ noch nie. Nur nicht erschrecken. Ganz im Sinne des „white album“ schimmert des öfteren der zartbesaitete Young durch, in Momenten des Atemholens, einer wie selbstverloren wirkenden Songzeile, und in der Stille zwischen zwei Krachern, „on dead quiet vinyl“.

Danach  bekam ich Lust, wieder das jüngstaufgetauchte  „Toast“ aufzulegen, eine Zauberplatte, sowie das allseits unterschätzte Album „Reactor“, letzteres natürlich auch aus den Achtzigern, mit der grossartig minimalistischen Hymne an „mashed potatoes“, und einem jener Sehnsuchtslieder, die er wohl ewig, wenn nötig, nachts, aus den Ärmeln schütteln kann. 1982 in Bergeinöden „on heavy rotation“. Am Ende der Welt braucht man halt ein „Survival Package“, und Neil Young gehörte eindeutig dazu. Wie auch der Holundersekt von Hansjörg. Und Julio Cortazars „Rayuela“.

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