Manafonistas

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2021 26 Mai

„Like somebody‘s mother you sang the blues“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags: , , | Comments off

„Showtunes“ is smooth, cool, laid back and quite dreamy. Lazy even. It’s what Kurt Wagner does best – take you for a slow late night drive around less familiar territory. I’m in, and along for the ride.“

(dylan37, The Guardian)

 

Das erste Mal hörte ich den Namen Lambchop, als David Byrne in einem nun auch schon uralten Interview davon sprach, wie ihm das Album „How I Quit Smoking“ gefalle. Als jene Songs dann bei mir landeten, ahnte ich, das würde eine neue Lieblingsband. Der ehemalige Fliesenleger – und eine Band wie einen Malkasten einsetzen. Seitdem besorgte ich mir jedes Album. Vor Jahren wurde „What Another Man Spills“ für eine Vinyl-Ausgabe neu remastert, und dieses Remaster war so unheimlich gut, dass ich das Werk, obwohl ich es von früher kannte, gleichdam neu entdeckte. „Is A Woman“ galt früh als Klassiker, „Nixon“ als ihr vielleicht berühmtestes Album, und „Damaged“ war lange Zeit mein heimlicher Favorit. Diese Formation, um den Sänger und Komponisten Kurt Wagner herum, hörte nie auf, neue Wege zu beschreiten, und als er dann begann, die eigene Stimme zu verfremden, mit „FLOTUS“, musste ich nicht überredet werden – Effekte sind bei Lambchop keiner Mode geschuldet, immer dem musikalischen Ausdruck. Und nun also „Showtunes“. Ein Wunderwerk, und wenn ich die gute halbe Stunde höre, etwa auf weissem Vinyl mit 45 Umdrehungen pro Minute, gibt es keinen überflüssigen Moment – all diese Samples, akustischen Vignetten, dunklen Winkel, Midi-Verwandlungen, Murmelmelodien, Interludien etc. fesseln ohne Ende, und entfesseln etwas in mir. Von den lyrics und dem Hund auf dem Cover ganz zu schweigen. Wie Kurt Wagner Motive des Erhabenen (Oper, Broadway, Sinatra) raffiniert in eine erfüllte Leere laufen lässt, ist atemraubend, und gipfelt im letzten Song, der en passant, in einer eingigen Phrasierung, dem späten Scott Walker zunickt. Flüchtig gehört, könnte „Showtunes“ seltsam fragmentiert wirken, dabei ist es formvollendet. Man stelle es ins Plattentegal neben „Mark Hollis“, „Trio Tapestry“, „The Marble Index“,  „Open, to Love“, „Another Day On Earth“, „I Trawl The Megahertz“, „Music For A New Society“ und Jacques Brels letztes Studioalbum, das mit den Wolken und dem blauen Himmel. In genau diesen Regionen bewegt es sich, und bleibt doch ganz bei sich.

 

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