Meine erste Philosophievorlesung in Würzburg fand ein einem prunkvollen Raum der Residenz statt. Der Professor, tatsächlich mit wallend weissem Haar, warf Bilder an die Wand aus der Zeit der Höhlenmalerei und wollte an ihnen aufzeigen, wenn ich mich recht entsinne, wie man sich damals in die Empfindungswelt von Tieren einfühlte, um den Jagdsinn zu schulen. Ein wenig kam ich mir wie bei Jules Verne vor. 1931 entdeckten Forscher in Südfrankreich am Eingang einer Höhle eine große Muschel. Auf den ersten Blick unscheinbar, schlummerte sie jahrzehntelang in den Sammlungen eines nahe gelegenen Naturkundemuseums. Hier schien nun eine andere Art des Kreativen zu wirken. 2020 wurde diese rund einen Meter lange Muschelschale nämlich mit moderner Bildgebungstechnologie neu analysiert, und man kam zu dem Schluss, dass die Muschel absichtlich zerkleinert und durchlöchert wurde, um sie in ein Musikinstrument zu verwandeln. Es scheint sich also um ein extrem seltenes Beispiel eines „Muschelhorns“ aus dem Paläolithikum zu handeln. Und es funktioniert immer noch – ein Musiker entlockte der 17.000 Jahre alten Muschel kürzlich drei Töne. Das ist doch fast unglaublich.