Manafonistas

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2020 15 Aug

„Der Pharisäer und der innere Kreis“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

Unsere wunderbare Martina, die damals etwas zu jung war, um zum „inneren Kreis“ zu gehören, kredenzte neulich einen feinen Sommertrunk mit allerbestem Soundtrack, und da möchte ich nicht nachstehen. Meine Empfehlung kommt aus der Erinnerung und heisst „Barabajagal“. Ein Album, das Ende der Sechziger Jahre erschien. Als ich, vor Monaten, während des harten Lockdowns auf Sylt, bei Einheimischen in Braderup anschellte, um mit eine paar O-Töne zu sammeln für eine Morgenschalte (live) mit einem norddeutschen Radiosender, begegnete mir ein klassischer Pharisäer, womit ich keinen scheinheiligen  Priester meine, sondern eine Kaffeevariation, die uns Teenager einst gut flashte. Wir waren fünfzehn, sechzehn, recht hübsche Jungs, Alex und Manfred, zwei Michaels, und nannten uns den „inneren Kreis“, weil wir kleine Geheimnisse hatten. Um richtig gut in den  alternativen Sonntagsgroove zu kommen, wurde allerdings auch noch der werthaltige Weinkeller fällig  – vorzugsweise musste eine Flasche „Klein Winternheimers Geiershölle“ daran glauben. Wir legten eine Platte von Donovan auf, oder den Kinks, oder von Jethro Tull. Ich schweife ab. Kehren wir zu den Frauen von Braderup und Keitum zurück. Jede fertigt ihren ganz eigenen Pharisäer. Das fand ich heraus, nachdem manche Existenzangst geschildert war. Das Virus, das Virus. Es gibt eben kein allgemein gültiges Rezept. Weder für Krisen noch für Pharisäer. Das Zauberwort heisst Improvisation. Im Alltagsleben jedenfalls werden die Zutaten aus dem „Handgelenk“ zusammengefügt. Pharisäer dürfen nicht geschüttelt und nicht gerührt werden, man trinkt sie durch die Sahnehaube. Wir machten den Kaffee so stark wie Mokka, brutal stark (bitte nicht imitieren, das Rezept ist milder), nahmen manchmal auch Whiskey statt Rum. Auf Sylt trank ich meinen ersten Pharisäer (und auch einen Irish Coffee) seit jenen verträumten, verrauschten Teenagerjahren.

 
 

  • 50 g Sahne
  • 60 ml brauner Rum
  • 4 Stück Würfelzucker
  • 250 ml heißer Kaffee

 


Zwei Tassen oder Gläser zum Vorwärmen mit heißem Wasser füllen. Die selbstgemachte, leicht gesüsste  Sahne fluffig schlagen und kalt stellen. Den Rum in einem kleinen Topf leicht erwärmen. 
Das Wasser aus den Tassen gießen. Jeweils 2 Stück Würfelzucker in die Tassen geben. Den Kaffee darüber gießen, dann den Rum. Die Sahne darauf verteilen und sofort servieren.

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