Gedankenmüll im Kopf, Professor ratlos. Das Rettende: subtile, spontan auftauchende „Sprünge“ (shifts), aus deren Kraftimpuls heraus man plötzlich den Antrieb gewinnt, etwas zu schreiben und den Kernpunkt beim Schopfe packt, so als wolle man einen Schmetterling fangen. Diese Impulse sind unverfügbar, man muss sie einladen, ihnen ein ansprechendes Ambiente bereiten. Sind sie dann da, verschwindet alles andere, das Zeitgefühl verändert sich und drei, vier Stunden können sich dann in der Wahrnehmung leicht zu zwanzig Minuten komprimieren (einzig fatal ist, dass in solchen Momenten in der Küche gerne mal was anbrennt). Über eine lange Distanz hin entsteht so eine Sammlung eigener Texte, die auch im Rückblick noch Wert haben: das Glück des Schreibens, die Frucht der Arbeit, auch autobiografisch gesetzte Ankerpunkte. Beim Aufräumen der Wohnung fand sich in einem Packen angesammelter Journale, Schriftstücke und Zettelkrams auch ein älteres Blatt mit einer handgeschriebenen Notiz (zuweilen schrieb ich ja kleine, mir bedeutsame Textpassagen aus irgendwelchen Büchern ab). Schon im Begriff, diese dem Altpapier zukommen zu lassen, machte ich mir doch die Mühe, diese Kritzelschrift – etwas ungeduldig, da unter Zeitdruck – zu entziffern. „Das ist ja genial, was da geschrieben steht. Es entspricht genau meinen Vorstellungen und meiner Gefühlslage. Von wem war denn das bloß noch?“ Es sickerte dann durch: das hatte ich mal selbst geschrieben. „Sieh an, das hätte ich jetzt nicht gedacht!“ Welch ein Unterschied zu den oft hilflos herumstochernden, im Nachhinein peinlichen Selbstbezogenheiten und Egodramen in Tagebuchaufzeichnungen aus Jugendtagen, die einem beim Aufräumen auch jederzeit entgegenspringen könnten.