Manafonistas

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2019 9 Okt

May I Proudly Introduce the GRANDBROTHERS

von: Uli Koch Filed under: Blog | TB | Tags:  2 Comments

Summer in the City, Frankfurt. Mal wieder in der schönsten Konzertlokalität der Stadt im Pavillion im Palmengarten. Mitten im Grünen an einem herrlichen, warmen Sommerabend schließt die Konzertreihe, die über den Sommer verteilt für fast jeden Geschmack etwas zu bieten hatte, Ende August mit den Grandbrothers aus Düsseldorf. Ein Konzertflügel mit allerlei Aufbauten und Kabeln und ein Tisch daneben. Sieht nicht aus wie der Aufbau für eine Band. Ist es aber, denn was Erol Sarp (r) und Lukas Vogel (l) aus dieser Konstruktion herausholen werden, ist weit mehr als der Sound einer Band.

 
 

 
 

Kennengelernt habe die beiden sich bei der Aufnahmeprüfung zum Musikstudium und nachdem sie diese Hürde bewältigt hatten kamen sie bald auf die Idee ihre gemeinsamen Vorstellungen musikalisch umzusetzen. Aber zwischen der Geburt der Idee und einer gelingenden Umsetzung verstrich noch etwas Zeit, denn der Plan war, ein Klavier auf besondere Weise zu präparieren. So dass man einerseits weiter darauf normal spielen konnte und dann aber auch so, dass unzählige kleine elektrisch angesteuerte Hämmerchen den perkussiven Raum eines Flügels neu erschlossen. Dann werden die Sounds mit vielen Mikrofonen aufgenommen und im Computer weiterverarbeitet, teils als Live-Sampling, teils nur Klangausschnitte, Hallfahnen oder Klicks.

„Unser Konzept ist, dass alle Klänge des Konzerts nur aus dem Flügel kommen“ erläutert Lukas zwischen den ersten Stücken einer steigenden Verwunderung des Publikums vorbeugend. Es klickt und klackt im Flügelinnenraum: auf die Schrauben, an die Holzteile, auf die Saiten und was da noch angesteuert werden kann. Daraus entsteht schnell ein Groove, der mächtig vorantreibt. Erol sitzt auf der Tastenseite und spielt gegen seine eigenen Klangfiguren an und auf der anderen Seite am Tisch steuert Lukas die Steuereinheit Für die vielen Hämmerchen, Mikrophone und die Computer. Präparierte Klaviere faszinieren mich, wie ja schon öfters angedeutet, schon seit Jahren, aber das hier hat eine andere Dimension. Das ergibt eine völlig neue Art aktiv im Innenraum des Konzertflügels zu improvisieren und auch das Resultat ist entschieden näher an aktuellen Hörgewohnheiten dran.

Noch sitzen die Zuhörer im Halbrund um den Pavillion, verwundert, fasziniert, abwartend und neugierig. Aber bereits nach wenigen Stücken beginnt bei Arctica – wie im echten Leben – das Eis zu schmelzen und die ersten wagen es, sich dem Rhythmus anzuvertrauen. Schnell ist der Raum vor der Bühne gefüllt und es wird getanzt, was hervorragend zu dieser kreativen Melange zwischen klassischen Reminiszenzen und trancigen Grooves geht. Und das geht lange. Neben den alten, bereits veröffentlichten Stücken spielen Erol und Lukas auch immer wieder Neue, die neben der perkussiven Auslotung des Flügels nun auch eine selbstentwickelte Technik zur Schwingungsinduktion der Saiten (ähnlich einem E-Bow bei der Gitarre) nutzende Stücke, die dadurch tragender, reicher Und experimenteller werden. Als Zugabe gibt es Bloodflow (hier der Link zu dem Video dazu) und noch ein neues Stück. Eine fantastische Klangerfahrung, die an Ideenreichtum und Orginalität die Grenzen des klaviermöglichen ordentlich erweitert haben. Von den grandiosen Grandbrothers werden wir hoffentlich bald noch viel mehr hören können …

 
 

 

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2 Comments

  1. Hans-Dieter Klinger:

    hier zum Beispiel:

    … oder nächstes Jahr bei den Kulturwelten Helmbrechts ?

  2. Uli Koch:

    Hier noch ein Interview mit Lukas und Erol für diejenigen, die sich etwas tiefer für ihr Konzept interessieren.


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