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2019 2 Aug

Gregor öffnet seinen Plattenschrank (197)

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | 5 Comments

Musik Produktion Schwarzwald (Teil 6)

 

Die Platte erschien bei MPS-Records in Villingen, Michael Naura, Wolfgang Schlüter, Eberhard Weber und Joe Nay mussten aber nicht den langen Weg nach Süddeutschland auf sich nehmen, aufgenommen wurde diese wunderbare Scheibe 1971 im Windrose Studio in Hamburg. Alle Stücke dieser Platte, die sieben Jahre nach Nauras schwerer Krankheit und acht Jahre nach der letzten LP-Veröffentlichung European Jazz Sounds aufgenommen wurden, entstammen Nauras Feder. Michael Naura wurde 1934 in Memel geboren, verbrachte seine Schulzeit in Ostberlin, nach dem Abitur studierte er Soziologie und Philosophie an der FU Berlin, besuchte aber auch die Meisterschule für Grafik und Buchgewerbe. Das Klavierspiel erlernte er autodidaktisch. Mit seinem engen Freund Peter Rühmkorf wurde er mit Jazz & Lyrik bekannt (siehe auch die ECM-Platten Phönix Voran und Kein Apolloprogramm Für Lyrik).

 
 

 
 

Bis zu seiner Krankheit im Jahr 1964 war Naura jahrelang in Jazzkellern und Konzertsälen unterwegs, dann spielte er nur noch regelmäßig im Hamburger Jazzhaus und übernahm schließlich 1971 die NDR-Jazzredaktion, die er bis 1999 leitete. Im Februar 2017 starb Naura im Alter von 82 Jahren.

Letztes Jahr erschien nun die Michael-Naura-Platte Call endlich wieder, das Remastering ist unfasslich gut, die Platte hört sich an, als sei sie gerade in einem modernen Studio aufgenommen worden. Siegfried Schmidt-Joos stellt in seinen Liner-Notes alle acht Naura-Werke ausführlich vor: Soledad De Murcia, M.O.C., Forgotten Garden, Take Us Down To The River, Why Is Mary So Nervous, Don´t Stop, Miriam, und schließlich Call.

 

„Früher haben wir die berühmten Jazzthemen der Vergangenheit nachgespielt. Aber je länger Wolfgang Schlüter und ich zusammen sind, desto mehr spüren wir, daß wir uns in eigenen Stücken besser entfalten können.“ Und Schmidt-Joos ergänzt: „ … es sind Themen, für die es Skizzen, aber keine ausgearbeiteten Arrangements mehr gibt. Stimmungen, dazu einige musikalische Versatzstücke, sind festgelegt. Alles andere ergibt sich im spontanen Zusammenspiel. An die Stelle von Chorusabfolgen tritt ein fortwährendes Interplay.“

(Michael Naura)

 

Auch Kriegel arbeitete mit Eberhard Weber und Joe Nay in der 1973 gegründeten Band Spectrum zusammen, mit der er 1974 bei MPS Mild Maniac veröffentlichte. Damals war auch Peter Giger und Rainer Brüninghaus dabei. Diese Platte wurde im Januar dieses Jahres wieder veröffentlicht.

 
 

 
 

Eine weitere berühmte MPS-Einspielung, die auch 1971 entstand, sei hier noch dringend empfohlen. Hans-Georg Brunner-Schwer nahm im MPS-Studio in Villingen mit Volker Kriegel, John Taylor, Peter Trunk, Cees See und Peter Baumeister Spectrum auf. Auch diese Platte wurde wieder neu aufgelegt.

 
 

This entry was posted on Freitag, 2. August 2019 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

5 Comments

  1. Jan Reetze:

    Das ist ja interessant. Sowohl „Call“ als auch „Spectrum“ waren schon 1999 bzw. 2003 als „Most Perfect Sound Edition“-Remasters zu haben, mit Top-Sound. (Sehr schöne Platten übrigens.) Das MPS-Label hat ja einiges Hin und Her erlebt, vielleicht sind es daher dieselben Remasters — oder sollte es tatsächlich schon so sein, dass man anfängt, frühere Remasters zu remastern?

  2. Gregor:

    Mir liegt nur die CALL-CD von 2018 vor, erschienen bei EDEL. Das Vorwort zur Neuauflage schrieb Ed Motta. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

  3. Jan Reetze:

    Damals sind sie bei Universal erschienen. Edel hat dann den gesamten Katalog übernommen. Es werden dann wohl die Remasters von damals sein. Die waren wirklich exzellent.

  4. Brian Whistler:

    Didn’t know about Kriegel. Right up my alley. So far I’ve only listened to Maniac. Excellent. So surprised to see the under-recorded Rainer Brüninghaus showing up here. What a find.

  5. Jan Reetze:

    Rainer Brüninghaus first played with a krautjazzrock band named Eiliff. He also had two excellent albums under his name, “Freigeweht” and “Continuum”’, both on ECM, the latter with trumpeter Markus Stockhausen.


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