Im Bunker Ulmenwall in Bielefeld meine ich ihn gehört zu haben, das müsste Mitte der siebziger Jahre gewesen sein. Wen habe ich dort nicht alles gehört, erlebt, gesehen, ein wunderbarer Club war das damals. 1978 kauft ich mir eine erste Platte dieses am 18. November 1946 in Chattanooga, Tennessee, geborenen Tenorsaxophonisten Bennie Wallace. Es handelte sich um eine Live-Aufnahme aus dem Public Theater, New York City, mit dabei waren Eddie Gomez und Dannie Richmond. Die drei spielten zwei Wallace-Kompositionen, eine von Duke Ellington, In A Sentimental Mood und eine von Thelonious Monk, Blue Monk.
Dann verlor ich Wallace aus dem Blick und wurde erst wieder auf ihn aufmerksam als er 1985 auf dem Blue-Note-Label Platten veröffentlichte. Vollkommen begeistert war ich von der LP Twilight Time und bin es noch heute. Als ich vor ein paar Tagen diese Platte einmal wieder aufgelegt hatte, konnte ich es nicht fassen, was für eine wunderbare Musik. Wallace arbeitete hier mit Dr John, John Scofield, Stevie Ray Vaughan, Jack DeJohnette, Eddie Gomez, Ray Anderson und anderen zusammen. Wallace schreibt auf dem Cover zu seiner hier eingespielten Musik:
This is music about redneck bars
like Katiés 4 O´Clock Club …
Willie Purplès and the Little Indian Rock Grill …
after hours Clubs on East Ninth street in Chattanooga …
bands like Buck Turner and the Town and Country Boys at the V.E.W. …
street bands in New Orleans …
Texas blues, saturday night dances …
and the Tennessee waltz.
1988 kaufte ich mir Bordertown, einmal mehr mit Dr John, Scofield, Gomez und Anderson, mit dabei dieses Mal allerdings auch Chris Parker und Herlin Riley. Auf dieser feinen Scheibe haben mir vor allem die von Wallace selbst komponierten Stücke, es sind derer vier auf dieser Scheibe, gefallen, vor allem das Titelstück der Platte, das die B-Seite eröffnet. Also echt, das Stück könnte, wäre es in besagter Kneipe in Hörnum in der Jukebox wählbar, die Gesellschaft dort ziemlich aufmischen. Übrigens beide Platten, Bordertown und Twilight Time wurden von Dr John produziert.
Seltsam, dann vergaß ich Bennie Wallace tatsächlich vollkommen, bis ich vor ein paar Tagen den Buchstaben `W´ meines Plattenschrankes in Augenschein nahm und mich dieses wunderbaren Tenorsaxophonisten erinnerte. Auf der Seite von Discogs lese ich, dass Bennie Wallace 2004 noch eine Platte mit Kenny Barron und Eddie Gomez einspielte, The Nearness of you (auch eine richtig gute Schallplatte) und 2006 seine letzte CD veröffentlichte, Disorder At The Border – The Music Of Coleman Hawkins. 2011 erschien noch eine Compliation: Bennie Wallace The Big Sound Of Bennie Wallace. Nicht unerwähnt lassen möchte ich noch eine Veröffentlichung von Wallace aus dem Jahre 1998, ein George-Gershwin-Album: Someone To Watch Over Me mit Mulgrew Miller, Peter Washington, Yoron Israel.