Das MHQ musste eigentlich schneller handeln, aber es dauerte Monate, bis das Team aus dem Elfenbeinturm reagierte. Man wollte es kaum glauben, man sichtete und sondierte, und es wurde immer klarer: die ganz und gar grossartigen TV-Serien der letzten Jahre haben Standards gesetzt, denen die Gegenwart hinterherhinkt. Natürlich wird es auch weiterhin immer wieder mal erstklassige Serien geben, aber kaum in der power spot-Häufung vergangener Jahre – sie werden wie „Ausreisser“ daherkommen. Keine einzige 5-Sterne anno 2018. Die letzten überragenden Serienabenteuer waren Little Big Lies, dann dieser unfassbar gute, siebteilige Western, dem John Ford aus dem grossen Jenseits salutieren würde, gewiss auch die bittere Abrechnung mit US-amerikanischer Klassenjustiz, und einem Detective Fish, der die grosse Ahnenreihe der Marlowes und Spades bereicherte – sowie, kleiner Kalauer, das Beste kommt am Schluss. Auch Stranger Things 2 war noch richtig gut, aber weiterhin und dauerhaft über „Zweitbestes“ berichten zu wollen, ist nicht so prickelnd. Darum verschwindet die Rubrik „TV Series of the Month“ ab August von unserer Empfehlungsliste, und singuläre Begeisterungen werden entpannter Teil des „Blogtagebuches“ sein. Sons of Anarchy, Mad Men, Game of Thrones, Lost, The Leftovers, Justified, Halt And Catch Fire etc etc – those were the days. Es gibt eine Ironie in dieser Geschichte. Die Revolution begann (um dann eine Zeitlang kreativ zu verschnaufen), mit Twin Peaks und The X Files – und sie endete, im Grunde, mit David Lynchs tollkühner Zumutung und Hammerserie Twin Peaks – The Return.