Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2018 1 Jun

Lob des Fusion

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | 4 Comments

Lange Zeit ging ein Gespenst um in der westlichen Musikwelt – das Gespenst des Fusion. Um es auszutreiben, hatten sich wissenschaftlich-akademische Mächte mit dem gemeinen Volk zu einer heiligen Allianz zusammengeschlossen: der Klassikliebhaber, der Jazzpurist und der globale Folkfan mit seinen Wurzeln in Irland, Schottland, England und der Bretagne; die Lateinamerika-Fraktion mit ihrerseits weltmusikalischen Auswüchsen. Mercedes Sosa, Violetta Parra und Inti Illimani seien hier exemplarisch genannt. Ferner die Klaren aus dem Norden (Jan Garbarek, Terje Rypdal, wobei, ähäm, herrje), die Bluespuristen … – ich könnt´ noch Hundert nennen. Dabei sind doch der Fusion-Sound und seine eng verwandte muskulöse Tante Jazzrock fest verwebt mit vielem, was geschmackvoll war und ist. Man denke an Gateway, die frühen Tage des Mahavishnu, an Chick Coreas Return To Forever. Auch Senora Flora Purim, Airto Moreira und Weather Report dürfen hier nicht fehlen. Folgerichtig spiegeln sich Slavoj Zizeks einleitende Worte seines Buches Die Tücke des Subjekts (The Ticklish Subjekt, 1999) auch in meinen neuen Anfang wieder – allerdings nicht bezogen auf die Rehabilitation des cartesianischen Subjekts (cogito, ergo sum) und einem berechtigten Misstrauen gegenüber New Age und den Obskurantismen der „Ganzheitlichkeit“, sondern bezogen auf ein Lob des Fusion. Möge sein Geist fortan frei walten, unbelastet von Vermaledeiungen der Vergangenheit – ich jedenfalls wähne mich frei von Stolz und Vorurteil.

 
 
Adam Rogers – DICE

This entry was posted on Freitag, 1. Juni 2018 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

4 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Mir fiel gleich ein, dass ich gestern, spät abends, ein schönes Gespenst aus alter Zeit gehört habe, das, wie so manch magisches Werk, nur einen doofen Track hat, aber, meine Güte, ist das eine gute Scheibe, und ich habe sie nur auf einem kleinen Reiselautsprecher gehört.

    Es gibt sie zum Beispiel, in einer wohl allerfeinst remasterten Version von Mobile Fidelity, für die sündhafte Preise aufgerufen werden. Ehrlich gesagt, würde ich diese Platte gerne auf meinen Teller legen, aber kein Manafonist besitzt diese Version. Na, was will man machen?

  2. Michael Engelbrecht:

    Die Rede ist von dieser Platte, über deren wohl abrakadabrische Hyperversion ein gewisser Wayne Garcia u.a. anmerkt:

    I’ll get right to the point: Abraxas fans, do not miss Mobile Fidelity’s astonishing new reissue of Santana’s 1970 Latin-spiced, blues-rock fusion masterpiece. It will blow your mind. From the almost ghostly emergence of Gregg Rolie’s opening piano chords and the shimmering percussion that introduce “Singing Winds, Crying Beasts,” you’ll hear exactly what I mean. We like to talk about black or quiet backgrounds, but I’m not sure I’ve heard any better than what’s embedded in these grooves. The instruments are so “there” I felt as if I were sitting in the control booth. And then, Carlos Santana’s signature stinging guitar tone cuts through the air like a rapier, settling into a dirty-sweet toned moan as bass and percussion move into the next section.

  3. Brian Whistler:

    Now I’m gonna have to get this new MF Abraxas – that was one of the ones.

  4. Michael Engelbrecht:

    Then you’ll gonna tell a story of deep listening :)


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz