Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2017 27 Okt

Junge Herren um die 70

von: ijb Filed under: Blog | TB | 2 Comments

Vor zwei Tagen (vielmehr Nächten) sah ich mir im meist unterhaltsamen YouTube-Kanal von Pitchfork ein paar Videos an. Die haben z.B. eine schöne Reihe namens Liner Notes über Meisterwerke der Rockgeschichte, in vier bis fünf Minuten bekommt man eine gute Zusammenfassung über Geschichte, Hintergründe, Anekdoten, Einflüsse und so weiter von und zu wegweisenden Alben wie Ege Bamyasi, Turn on the Bright Lights, Another Green World, Appetite for Destruction, Doolittle oder Post. Da sah ich dieses über My Bloody Valentines Loveless. Und heute finde ich via NME und SoundCloud eine fast zehnminütige Zusammenarbeit zwischen Kevin Shields (My Bloody Valentine) und Brian Eno. Passt gut zusammen, was letztlich auch nicht überraschend ist.

Bei All About Jazz las ich vor ein paar Tagen ein interessantes Interview mit David Torn, über seine diversen derzeit im Entstehen befindlichen Alben, Arbeit an Filmen und seine netten Geschichten, wie er mit David Bowie zusammenkam und dann bei der Produktion von vier seiner letzten Alben mitwirkte, eine gemeinsame Tour aber nicht zustande kam. Da müssen noch ein paar unveröffentlichte Schätze im Tresor lagern. Wiederum gestern nahm ich die CD Jeff von Jeff Beck aus dem Regal und fragte mich, warum ich die nie anhöre. Ist sie vielleicht nicht so wirklich gut? Ich mochte You Had It Coming (amüsante Besprechung hier) meist irgendwie lieber. keine Ahnung, warum. Vielleicht ist einfach das Cover cooler. Aber dabei fand ich (wieder einmal?) heraus, dass David Torn auf mehreren der Stücke des Albums Jeff mitgewirkt hat. Im Kleingedruckten steht „Re-produced, mixed and manipulated at cell labs, New York by David Torn“. Und wenn David Torn draufsteht, bleibt eine CD natürlich in der Sammlung. Sie wird immer mal wieder neu entdeckt. Und irgendwie schwant mir gerade, dass Jeff womöglich das bessere Album ist, auch wenn You Had It Coming diese total weirde Version von Rollin‘ and Tumblin‘ mit Imogen Heap zu bieten hat, die ich gerne nach der Version von Dylan höre. Apropos ältere Herren: Das Cover des neuen Albums von Robert Plant finde ich ja auch ganz großartig.

 
 
 

 
 
 

Man sieht in dem Miniformat nicht die schönen Unschärfen, aber schon die Farben und das Porträt als solches sind toll. Ich mochte Robert Plant nie so wirklich. Bis ich vor fünfzehn Jahren irgendwie über Dreamland stolperte. Das war auf einen Schlag mein Lieblingsalbum von ihm. – Aber halt, das stimmt nicht ganz. Mein Vater (geb. 1950) hatte in den Neunzigern die beiden Duoalben von Page & Plant, und ich mochte das zweite (Walking into Clarksdale) immer sehr gerne, naja, eigentlich vor allem die fulminante Nummer Most High.

Aber Dreamland ist ein großartiges Album, mit einer recht jungen Band (oder vielleicht klingt sie auch nur jung … verjüngt, keine Ahnung) mit sehr starken Versionen von Hey Joe, One More Cup Of Coffee und einigem mehr. Da war ich hooked. Seitdem hat Plant eine geradezu unglaublich gute Serie gelungener Alben aufgenommen. (Die alten Sachen aus den Achtzigern und frühen Neunzigern sind dagegen weit weniger interessant.) Da ich Dreamland so toll fand, hab ich die CD und den Nachfolger Mighty Rearranger auch meinem Vater gekauft. Dann gab’s ein Folk-Blues-Countryalbum mit Alison Krauss, dann ein Blues-HardRock-Americana-Album namens Band of Joy (dem Namen von Plants allererster Band in den Sechzigern), und dann vor drei Jahren, als ich mit dem Auto zwischen New York und Montréal unterwegs war (meine Frau hatte dort eine Ausstellung, also bin ich mit, um den Fahrer zu mimen), da erschien das skurril betitelte lullaby and… The Ceaseless Roar, das ich eigentlich meinem Vater als Mitbringsel gekauft hatte, aber so hingerissen davon war, dass ich es selbst behalten habe. Es passte hervorragend zu diesen Fahrten durch den Nordosten der USA. Es ist nicht perfekt – mich stören die blöden Fade-Outs einiger Stücke, irgendwie stimmt der gesamte Rhythmus des Albums oder die Reihenfolge der Tracks nicht so richtig – aber die einzelnen Songs sind durchweg eins A.

Und nun also wieder ein neues Album, das ich sofort erworben habe. Plant ist seit 15 Jahren zuverlässig gut. Nun ja, auf Carry Fire ist jetzt nichts Überraschendes zu finden, und ich befürchte, die Platte ist nicht ganz so gut wie die Vorgänger… aber das macht nichts. Das Cover ist endlich mal richtig gut. Das beste dieser beeindruckenden Erfolgsreihe.

This entry was posted on Freitag, 27. Oktober 2017 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz