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2017 17 Sep

Live Schaltung aus dem Folkwang Museum in Essen

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 10 Comments

Ich tauche heute den ganzen Nachmittag in das PLURIVERSUM von Alexander Kluge ein. Ihm zu Ehren wurde diese totale Ausstellung anlässlich seines 85. Geburtstages ausgerichtet. Kluge ist seit meiner Studentenzeit eine wichtige öffentliche Stimme für mich. Irgendwann konnte ich seinem Informationswasserfall nicht mehr gebührende Aufmerksamkeit schenken. Das versuche ich jetzt, nachzuholen.

Wenn Ihr aktuell Fragen zu seinem Leben oder Werk habt, versuche ich, Antworten vor Ort zu finden.

Der Katalog für 24 € ist empfehlenswert.

Die Ausstellung ist in 6 Themenräume eingeteilt. Als gebildeter :) Betrachter hat man die Möglichkeit, sich durch die sehr sinnlich konzipierte Bilder- und Filmfest zu bewegen. Alexander Kluge ist für mich am stärksten, wenn er in Dialogform arbeitet (RTL). Auch hier setzt er sich immer wieder mit Werken anderer Künstler auseinander und gibt so dem Betrachter das Gefühl, seine eigenen, inneren Bilder hinzuzufügen. Unter diesem Aspekt stelle ich die Ausstellung vor:

 
 
 

 

 


 
 
 

Die Ausstellung ist mäßig besucht. Es gibt ein Handout mit einigen Begriffen aus dem Kluge-Lexikon:

 

„Cross-Mapping“ beschreibt das Prinzip, „mit einer Straßenkarte von Grosslondon den Harz zu durchwandern“ (Kluge). Überlagerung von Bekanntem mit Unbekanntem …

 

„Eigensinn“ ist nicht als negativer konnotierter Begriff eines egoistisch handelnden Menschen zu verstehen. „Eigensinn entsteht aus bitterer Not.“ (Kluge) Er ist eine Kraft, die auch dann unbezwingbar bleibt, wenn ein Mensch alles sonst verloren hat.

 

Ich sehe mir jetzt seinen ersten Film „Brutalität in Stein“ an. Er handelt von einem Gärtner auf dem Reichstagsgelände. 1945. Heute Nacht ist der Sohn von Albert Speer gestorben. Er hieß genauso.

 

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10 Comments

  1. Martina Weber:

    Cool, eine Liveschaltung! Ich habe im Frühjahr 2012 Kluges Frankfurter Poetikvorlesung besucht, was mich sehr beeindruckt hat. Alexander Kluge hat einiges aus seinem Filmrepertoire herausgeholt, er hat ein Märchen vorgelesen oder auf ein Märchen verwiesen, eher zweiteres, ich habe meine Notizen gerade herausgeholt, es war das Märchen „Das eigensinnige Kind“, erzählt von den Gebrüdern Grimm. Kluge hat die Erzähltheorie des 19. Jahrhunderts gegen aktuelle Möglichkeiten gegenübergestellt und Walter Benjamins Passagenwerk sehr gelobt. Interessant fand ich, dass ein wichtiges Motiv für seine Arbeit in seiner Auffassung bestand, er hätte die Scheidung seiner Eltern durch Argumente verhindern können. Eine Frage, die er in den Mittelpunkt stellte, war die, was in unserer Zeit einer Erzählung wert sei, was erzählt werden müsse im 21. Jahrhundert und er beantwortete dies sehr politisch, es seien die gestohlenen Revolutionen. Er sagte, die Dramaturgie in der Erzählweise müsse gravitativ sein.
    Ich habe keine konkreten Fragen an dich, ich wünsche dir inspirierende Stunden.

  2. Lajla Nizinski:

    Martina, du bist Alexander Kluge Kennerin – diese Ausstellung ist ein Schatz. Jeder findet etwas für sich. Gerade sagte mir eine Besucherin, dass sie die russischen Fotos von Kluge demnächst in Moskau für ihre Ausstellung benutzen werde …

  3. Lajla Nizinski:

    Michael, Uwe, ihr wohnt nicht weit von dieser phänomenalen Ausstellung. Unbedingt noch mehr Bilder ansehen!

  4. uwe Meilchen:

    Habe ich mir auch schon vorgemerkt ! 👍✔🙌

  5. Martina Weber:

    Ich bin keine Kennerin von A. Kluge.

    Er hat aber viel gezeigt in diesen paar Stunden der Poetikvorlesung und einiges davon hat mich inspiriert. Den Gedanken, mit einer Karte von Großlondon den Harz zu durchqueren, hat er auch gebracht. Cross-Mapping.

    Und die Kombination zweier Erzähstränge, die nichts miteinander zu tun haben, und das, was es auslöst: was dazwischen liegt. Ich habe auch ein sehr gutes Interview von Alexander Kluge mit Max Dax gelesen, in einem Sammelband mit Gesprächen von Max Dax.

    Dreißig Gespräche, so heißt das Buch.

  6. Lajla:

    Danke, Martina für den Buchtipp.

    Uwe, ich hoffe, dass dir meine Strukturierung der immensen Bilderflut eine Vorbereitung für den Ausstellungsbesuch sein kann.

    Leider ist meine Zuordnung: pro Raumthema ein Foto einer von mir nicht gewollten neuen Anordnung der Fotos zum Opfer geworden. Es war ziemlich viel Arbeit und auch viel Freude, für Manafonistas dieses Ereignis so zu posten, dass man einen Eindruck von der einmaligen Ausstellung bekommt. Alexander Kluge ohne Fotos geht nicht.

    Live Übertragung beendet.

  7. Martina Weber:

    Klasse! Danke, Lajla. Ich dachte immer, Alexander Kluge ohne Filme geht nicht …
    In dem erwähnten Buch finden sich Interviews, die Max Dax mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern geführt hat.

  8. Martina Weber:

    Die Ausstellung läuft noch bis 18. Januar 2018.

    museum-folkwang.de / ausstellungen/ausblick/alexander-kluge …

  9. Jochen:

    Bitte auf die Bilder klicken – dann erscheinen die jeweils zugeordneten Texte bzw Titel.

    Lajla, falls etwas nicht stimmt: bitte Bild angeben (zb „1. Reihe Mitte“) und den dazugehörigen Text. Eine größere Anzahl von Fotos lässt sich am besten im Raster ordnen bzw in einer Galerie.

  10. Lajla:

    Danke Martina.

    Jochen, alles richtig, danke.


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