Nein, hier wird es nicht um „Die Meistersinger“ gehen, sondern um 2 Protagonisten, die aus satellitgrossen Schattenschüsseln heraustreten, um an ihrer Kunst zu wirken. Vorweg sei noch ein Frust auf Reisen geschickt: Loudon Wainwright III trat jetzt in Bremen auf, natürlich das einzige Konzert in Germany. „THERAPY“ war in den Endsiebzigern mein Alibi in Diskussionen für oder gegen eine Therapie. „It costs so much, it can’t be bad … just sixty bucks an hour, that’s all.“
Etwa gleichzeitig entdeckte ich auf der anderen Seite des Teichs einen excitable boy, der reif für eine Therapie war – Warren Zevon. Ich war sofort von ihm begeistert: sein Aussehen, seine tiefe Stimme, seine guten Texte hatten mich beeindruckt … Langzeilensongs wie das von Bruce Springsteen abgekupferte „JEANNIE NEEDS A SHOOTER“ sind bis heute Hörherzchen von mir.
Als ich neulich auf meiner Wanderung durch das UNESCO Naturerbe Müritzer Park wanderte, kam ich zufällig an dem ehemaligen Wohnhaus von Hans Fallada (1893-1947) in Carvitz vorbei. Ich staunte nicht wenig, als ich all die trüben Geschichten auf seiner Lebenskarte las: mit 18 Selbstmordversuch, immer wieder interniert in psychiatrischen Anstalten oder Gefängnissen, sein Vater war Richter- o Graus. Wie fast alle kannten wir Fallada von der Schullektüre: „Kleiner Mann, was nun?“
Dass er der deutsche Chronist der Nazizeit war, wussten wir ebenfalls. Aber, dass er dermassen gewalttätig war – bei der Trennung ging er mit einem Vorderlader auf seine Ehefrau los, das hat mich überrascht. Seit einiger Zeit erlebt sein Buch: „Jeder stirbt für sich allein“ ein merkwürdiges Revival besonders in den USA und Israel. Das hängt nicht nur mit seinem 70. Todestag zusammen. Es macht nachdenklich. Bevor er „Alone in Berlin“ schrieb, sortierte er seine desolate psychische Verfassung in dem Buch „Der Alpdruck“. Lesen möchte ich ihn nicht mehr.
Warren Zevon ist noch nicht ganz so lange tot, er starb vor 15 Jahren. In seinen letzten Songs hat er mit seinem „DIRTY LIFE AND TIME“ abgerechnet. In „DISORDER IN THE HOUSE“ verarbeitet er die Diagnose Lungenkrebs. Er wusste, dass er sterben würde und er wusste, dass er oft über die Stränge geschlagen hatte. In „PLEASE STAY“ sucht er die Versöhnung mit einer verprügelten Partnerin. Als Frau schluckt man da schon dreimal, um zuzugeben, dass diese Männerwerke doch gelungen sind.
These werewolves, „Ah – hoooo“ …