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2017 3 Jul

Kraftwerk in der Heimat

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 1 Comment

 

Gern würde es Herr Hütter vermutlich nicht hören, wenn ich den Auftritt von Kraftwerk am vergangenen Samstag in Düsseldorf als grosses Event einer Heimatband bezeichnen würde. Da die Mitglieder dieser Truppe bekanntlich sehr schnell gestresst sind, verhütte ich den Begriff und schiebe das neu kreierte Verb dem „Wörterbuch der Unruhe“ unter. 15000 Fans aus aller Welt kamen in den Genuss, Kraftwerk in Bestform zu erleben. Sie begannen natürlich aus gegebenem Anlass, dem Grand Depart, mit dem Stück „Tour de France“. Es folgte ein Best-of Programm: Autobahn, Radioaktivität, Nummern, Computerwelt, Spacelab … Haben denn die international weithergereisten Kraftwerk-Verehrer diese Musik alle gleich verstanden? Stimmt der Slogan: „Musik ist eine Sprache der Welt?“ Auf dem Konzert war ein herausragendes amerikanische Pärchen im Totaloutfit: rotes Hemd, schwarze Krawatte mit LED-Leuchten, ganz Mensch-Maschine, zu sehen. Sicherlich freuten sie sich genauso über ihre Elektronik-Pioniere wie die Spanier oder die Oberbilker. Übersetzt man den deutschen Songtext „Fahrn, Fahrn, Fahrn auf der Autobahn“ ins Amerikanische „Drive, Drive, Drive on the Freeway“, dann klingt das eher hohl, ist aber übersetzbar. Aber könnte auch ihre elektronische Musik in Country übersetzt werden? Nein, wohl eher nicht. Musik als EINE Sprache geht hier nicht. Verbindet uns die Musik? Klar, zeigt sich, wenn wir alle high sind auf dem Konzert unserer Lieblingsband. Wäre das auch in Wacken so? Dort würde Musik von Heavy Metal keine verbindende Kraft für mich sein. Bestimmte, soziokulturelle Voraussetzungen wären dort nicht gegeben. Ganz so automatisch scheint die Musik also nicht in unserem Gehirn als EINE Sprache verarbeitbar zu sein. Aber es gibt da einen sicheren Trost für uns Radfahrer in aller Welt: wir fahren alle in EINE Richtung: vorwärts. Und werden von dem wunderbaren Zukunftsslogan von Kraftwerk begleitet: „Es wird immer weitergehen Musik als Träger von Ideen.“

 

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1 Comment

  1. Michael Engelbrecht:

    … interessante Gedankennahrung.

    Ich mach es kurz: ich würde, auch wenn es absolut nicht meine Musik ist, lieber das Festival in Wacken besuchen, und Spass haben, als mir Kraftwerk 2017 live anzutun. Manchmal ist das Ganz Andere spannener als das Ewiggeloopte.


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