Wer einen Zugang zur Lyrik sucht, wie sie jenseits von Songtexten gegenwärtig geschrieben wird und in einer Buchhandlung nach Gedichten fragt, wird selbst in Großstädten oftmals nur ein geradezu verschämt und versteckt liegendes Regal antreffen, mit Namen wie Hermann Hesse oder Mascha Kaléko auf den Buchrücken. Dabei ist die aktuelle Lyrikszene wunderbar vielfältig wie selten zuvor, und die Lyrikerinnen und Lyriker sind sehr ambitionert darin, ihre Sichtweise auf die Welt und auf sich selbst zu formulieren. „I will show you fear in a handful of dust …“ (Okay, das war schon 1922). Zum Einstieg empfehle ich das Jahrbuch der Lyrik, das seit dem Jahr 1979 fast jährlich von Christoph Buchwald und einem von Buchwald ausgewählten Lyriker (m/w) als Mitherausgeber*in herausgegeben wird und das in der Lyrikszene – aller Kritik zum Trotz – einen herausragenden Ruf genießt, was den Wunsch angeht, in diesem Buch mit Gedichten vertreten zu sein. Erst vor wenigen Wochen erschien das Jahrbuch der Lyrik 2017. Es steht auch in einigem Buchhandlungen. Wer gern online stöbert, kann sich bei poetenladen.de, fixpoetry.com oder signaturen-magazin.de umschauen, wo es zahlreiche Rezensionen, Besprechungen von Einzelgedichten und auch Gedichte zu lesen gibt. In dem von Kristian Kühn herausgegebenen Signaturen Magazin ist mein Gedicht „Stenographie, Seismograph“ von 1. bis 8. Juni Gedicht der Woche, zu lesen hier.
2 Comments
-
Andreas:
In der Tat verkommt Lyrik in den meisten Buchhandlungen zu einer Randnotiz, vollkommen zu Unrecht, wie auch ich finde.
Die Literaturbuchhandlung Moths in München ist da allerdings eine rühmliche Ausnahme, wie ich kürzlich bei einem Besuch dort feststellen durfte. Unter dem Begriff „Sperrsitz“ finden dort sogar regelmäßig „zeitgemäße“ Veranstaltungen statt. Löblich.
-
Martina Weber:
Habe auf Protest gehofft :)
In München gibt es ja nun auch das Lyrikkabinett mit seinen Poetikvorlesungen.